Alljährlich unternimmt die Katholischen Landjugendbewegung Regensburg (KLJB) eine Fahrt zur Internationalen Grünen Woche Berlin. Mit jedem Besuch der Grünen Woche ist ein Besuch in einer kulturellen Einrichtung verbunden.
Dieses Jahr wurde das Berliner Forum der Religionen vom Landvolkpfarrer Udo Kloesel angefragt, einen Moschee-Besuch für die KLJB zu ermöglichen, um die interessierte Jugend mit muslimischer Glaubenspraxis vertraut zu machen. Unsere pädagogische Referentin Özlem Ögütcü realisierte am 20.01.2020 diesen Wunsch.
Nicht nur der Vorsitzende Herr Gouider und die in der Jugendarbeit tätige Frau Mehrez, sondern auch der Imam der Gemeinde, Imam Muhammad Ragab empfingen die Gäste am 20.01.2020 herzlich.
„Fühlt euch wie zu Hause, Brüder und Schwestern!“, mit diesen Worten leitete Herr Gouider die Vorstellungsrunde ein. Gott habe uns erschaffen, damit wir Frieden haben.
Die Seituna Moschee, deren Namen sich von der Olive ableitet, wurde 2013 gegründet und kann seither auf viele Aktivitäten zurückblicken. Sie ist z. B. Teil des Interreligiösen Dialogs Charlottenburg-Wilmersdorf.
Frau Mehrez referierte über die Kiez-Aktivitäten der Seituna-Moschee, wie auch die Gemeindeaktivitäten. Von Empowerment-Workshops über Flyer Design-Workshops zum Arabisch-Unterricht für Kinder stellen die Ehrenamtlichen einiges auf die Beine.
Nach dem informativen Vortrag von Frau Mehrez führte Herr Gouider durch die Räumlichkeiten der Moschee. Dabei konnten schon einige Fragen der Katholischen Landjugend beantwortet werden. Im Waschraum demonstrierte Herr Gouider die rituelle Waschung, die die Gläubigen vor dem Gebet vornehmen, um die Gültigkeit des Gebetes zu sichern.
Nach der Führung stand auch der Imam Muhammad Ragab bereit, um Fragen zu beantworten. Im Vordergrund stand u. a. der Umgang mit Vorurteilen. Diese Vorurteile rühren oft von der Rezeption des Islam in den Medien her. So sprach die Gruppe über den für Muslime* und Muslima* wichtigen Satz „Allahu Akbar“, der zu Beginn des Gebetes verlautet wird, aber durch Terroranschläge eine schlechte Konnotation bekommen hat.
Sobald sich Menschen trauen, Muslime* und Muslima* in der Realität kennen zu lernen, können Vorurteile abgebaut werden. Dies ist auch einer der Gründe für die Partizipation der Seituna-Moschee am Kiezleben. Das Wichtigste sei die Nachbarschaft, so Frau Mehrez. Zum Ramadan lädt die Seituna Gemeinde wiederum alles Moscheegemeinden ein, um das Fasten zu brechen. So pflegt die Seituna Gemeinde ihr Verhältnis zu anderen muslimischen Gemeinden.
Von Interesse war auch, inwiefern die Arbeit eines Imam mit der Arbeit eines Pfarrers zu vergleichen ist. Neben der Arbeit als Seelsorger, Vorbeter, Lehrer, Konfliktschlichter, Eheschließer und dem Durchführen von Bestattungen lernten die Jugendlichen, dass ein Imam heiraten und eine Familie haben kann. Zudem gibt es nicht wie im Katholizismus übergeordnete Bischöfe und einen Papst; das erarbeitete und erlernte Wissen mache den Imam in seiner Position aus.
Ein weiterer Vergleich zwischen dem Islam und dem Christentum wurde anhand des Freitagsgebets gezogen, in seiner Heiligkeit ist der Freitag für die Muslime so wie der Sonntag für die Christen. Ein Bekreuzigen existiert beim muslimischen Gebet nicht, dafür halte man am Anfang des Gebetes seine Hände nach oben geöffnet vor sich.
Im Bezug zu Fragen der Homosexualität im Islam verantworte sich jedes Individuum vor Gott. Dennoch bleiben die Söhne und die Töchter Teil der Familie.
Dass es keinen Zwang in der Religion gibt, betonte Herr Gouider auch bei der Frage, ob es einen Sinn des Kopftuches gäbe. Festgestellt wurde auch hier, dass das Tragen des Kopftuches oder die Körperbedeckung bei Männern eine freie Entscheidung sein muss und zwischen dem Individuum und Gott gilt.
Als besonderen Schluss rezitierte Imam Muhammad Ragab die Sure 28 aus dem Koran, sodass die KLJB Regensburg in den Genuss einer exklusiven Hörprobe der muslimischen Rezitationsweise des Koran gekommen sind. Auch die Rezitationsweise der Thora kam zu Wort.
Am Ende konnten alle Gäste mit Sesamkeksen und Saft über die neuen Erkenntnisse reflektieren und man konnte bemerken, dass sich alle wie zu Hause fühlten.