Werte beleben, erleben, leben – Jahreskonferenz des Berliner Forums der Religionen am 29.11.2023

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Die deutsche Migrationsgesellschaft ist heute religiös und weltanschaulich vielfältig. Religion ist für viele Menschen eine wertvolle soziale Kraft. Dabei sind mit Religion Konflikte, aber auch Chancen verbunden. Angesichts einer Zeit multipler Krisen fragen wir: Welche Werte können wir beleben, erleben, leben? Wie können wir den interreligiösen Dialog fördern und ein gelingendes Miteinander schaffen?

„Es kommt aufs Zuhören an“

„Woran denken Sie, wenn sie an Werte denken?“, eröffnet Derviş Hızarcı, Leiter der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA), sein Grußwort. Für einen Moment breitet sich Stille aus im Festsaal des Roten Rathauses. Es dauert ein wenig bis Antworten folgen. Hızarcı erklärt: „Uns fehlt momentan genau diese Zeit, um Emotionen Raum zu geben und mit den Dingen umzugehen.“ Im Kampf gegen Diskriminierung legt er besonders Wert auf eine empathische Kommunikation: „Es kommt aufs Zuhören an, statt auf das Sprechen“.

„Werte sind Beweggründe für die interreligiöse Arbeit“

Anschließend stellten Fereshta Ludin und Michael Bäumer die diesjährigen Aktivitäten des Forums vor: interreligiöse Bildungsarbeit, Religionspolitik und Integration, öffentliche Veranstaltungen und die Unterstützung von Projekten. Auch zwei Praktikantinnen, Miriam Klauss und Samantha Kneissler, unterstützten das Forum. „Respekt, Achtung vor den Anderen und Frieden schaffen“, sind dabei zentrale Werte und Beweggründe für ihre Arbeit, betont Ludin. Sie ist Mitbegründerin des “Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche” (DiReKiJu), der dieses Jahr mit dem PSD ZukunftsPreis ausgezeichnet wurde. Im Anschluss wurde ebenfalls ein neuer Koordinierungskreis des Forums gewählt, der nun 24 Mitglieder zählt.

„Kontakt auf Augenhöhe ist der Schlüssel“

„Die Menschen sind gläubiger als wir denken“, leitet Dr. Yasemin El-Menouar  – Senior Expert für Religion, Werte und Gesellschaft bei der Bertelsmann Stiftung – ihren Input ein. Sie entwickelte den „Religionsmonitor“ und untersucht damit Religion als Wertevermittlerin für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Besonders wichtig sei es, gegenseitige Vorurteile abzubauen und (inter-)religiöses Wissen zu verbreiten. „Direkter Kontakt auf Augenhöhe ist der Schlüssel“, empfiehlt El-Menouar. Notwendig für ein gelingendes Miteinander sei nicht nur bloße Toleranz, sondern darüber hinaus gegenseitige Wertschätzung in- und außerhalb der Religionen und Weltanschauungen.

„Konstruktiv Konflikte auszutragen ist die Lösung“

„Meine Mutter ließ uns als Kinder abstimmen, wohin der Familienausflug ging – auch wenn das Ziel gegen ihren eigenen Wunsch war“, beginnt Dr. Ute Finckh-Krämer ihren Vortrag. Als langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete engagierte sie sich friedenspolitisch zu den Themen Abrüstung, Soziale Gerechtigkeit und Konfliktbearbeitung. Für die Friedensaktivistin entsteht sozialer Zusammenhalt, wenn wir uns miteinander beschäftigen. Sie bekräftigt: „Nicht Konflikte vermeiden, sondern Konflikte konstruktiv auszutragen ist die Lösung.“

Werte beleben, erleben, leben: Das Motto unserer diesjährigen Jahreskonferenz ist aktueller denn je. Wie gelingt nun religiöse Vielfalt und ein soziales Miteinander in Zeiten multipler Krisen? Durch wertschätzenden Kontakt auf Augenhöhe. „Zuhören lohnt sich“ – lautet deshalb unser Fazit. Inspiriert von den Eindrücken bedanken wir uns sehr herzlich bei allen Teilnehmenden und freuen uns, Sie vielleicht bei unserer nächsten Jahreskonferenz wiederzusehen.

Dieser Artikel wurde von Samanta Kneissler geschreiben.