Der Mensch steht im Mittelpunkt

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Offenheit, Neugier und Ambiguitätstoleranz sind Kernkompetenzen aller psychosozialen Berufe. Darin waren sich die Referent:innen der Podiumsdiskussion am 27.09.2023 in der Katholischen Akademie einig.

Einer Einstimmung durch die sanfte Stimme von Indra aus dem Bardo-Chor folgte die Vorstellung der Expert:innen. Über den erfolgreichen interkulturell und religiös sensiblen Umgang mit Sterbenden, Pflegenden und Geflüchteten tauschten sich Jala El-Jazairi (Koordinatorin Interkulturelle Öffnung der Zentralen Anlaufstelle Hospiz im Unionhilfswerk), Dr. Norbert Mönter (Leiter des AK Religion und Psychiatrie, bis Ende 2022 Geschäftsführer des Gesundheitszentrums für Flüchtlinge, Gründer des Vereins für Psychiatrie und seelische Gesundheit) und Nazife Sari (Projektleiterin Interkulturelle Brückenbauer*innen in der Pflege) intensiv aus.

Die Bereitschaft, täglich von den Menschen zu lernen und jedem Menschen seinen je eigenen Bedarf zuzugestehen sei eine wesentliche Grundlage. Eine Haltung des Erzählenlassens und Zuhörens sei wichtig und verhindere eine wertende Begegnung. Wenn in einer Situation bzw. Einschätzung keine Eindeutigkeit gegeben ist, dann ist Mehrdeutigkeit anzunehmen, auszuhalten oder als Bereicherung zu erleben. Hier greift also die Ambiguitätstoleranz.

Dr. Mönter hob hervor, dass Religion in der psychiatrischen Ausbildung lange Zeit gar nicht vorkam. Eine Änderung habe erst in den letzten zehn Jahren eingesetzt. Religion spiele aber für viele Patient:innen eine große Rolle, was auch die beiden anderen Referentinnen bestätigten. Jeder Mensch habe seinen Glauben, der sich auch in seiner psychischen Verfasstheit zeigt. Der Mensch können nicht nicht glauben – vieles beruhe auf Vertrauen. Nicht nur das. Rituale schaffen Heimat, Glaube stärkt die Resilienz. Zudem hat Religion auch eine gesellschaftliche Bedeutung.

Kultur- und religionssensibles Handeln bedeute das Hinhören bzw. Wahrnehmen von Glauben und Vorstellungen anderer Menschen. Gepaart mit Wissen entsteht daraus eine starke kommunikative Kraft.

An die Politik wurde der Wunsch nach einer stärkeren Wahrnehmung der wichtigen Arbeit gerichtet, die viel mehr Zeit und Ressourcen bräuchte. Mehr Agieren statt Reagieren sei nötig, doch noch gebe es keinen Masterplan. Grundlegende Vorlagen insbesondere zur Förderung interkultureller Kompetenz sind schon an die zuständigen Senatsverwaltungen geschickt worden, bisher jedoch ohne Ergebnis.

Die charmante Gastgeberin Katrin Visse von der Katholischen Akademie in Berlin stellte abschließend fest, dass sie selten ein so intensiv zuhörendes Publikum erlebt habe. Tatsächlich gab es auch im Anschluss noch einen regen Austausch zwischen den Referent:innen und den Gästen.