Christentum (franziskanisch)

You are currently viewing Christentum (franziskanisch)

Aus dem Sonnengesang des Franziskus von Assisi, geschrieben im Winter 1224/1225:

8 Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.
9 Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig jene, die er findet in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod* wird ihnen kein Leid antun.
10 Lobt und preist meinen Herrn
und dankt ihm und dient ihm mit großer Demut.

* Der erste Tod ist der unvermeidliche Tod des Körpers. Der zweite Tod ist durch die eigene Lebensführung selbstverschuldet und betrifft die Seele.

Sehr bekannt ist der erste Teil des Sonnengesangs des Franziskus von Assisi, in dem er die Phänomene der Natur als Brüder und Schwestern bezeichnet. Sie sind Anlass, Gott zu loben und zu preisen. Dieser Teil ist im Prinzip die Grundlage einer damals vollkommen neuen Schöpfungstheologie, die uns auffordert, achtsam mit der Natur und allen Lebewesen umzugehen. Der zweite Teil des Sonnengesangs ist eher unbekannt. Dort preist Franziskus Gott durch die Unwägbarkeiten des Lebens, die ja auch von Gott kommen. Er macht deutlich: Zum Leben gehören auch Krankheit und Tod – die entscheidende Frage für ein gelungenes Leben ist jedoch, wie wir damit umgehen.