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Newsletter #6 des Berliner Forums der
Religionen


Liebe Abonnentin, lieber Abonnent,
Riem Spielhaus und Nina Mühe haben gemeinsam mit dem Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE) ganz frisch die Studie "Islamisches Gemeindeleben in Berlin" herausgegeben, die am 16. Juli von Kultursenator Dr. Klaus Lederer in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde und nun zur Abholung in der Landeszentrale für politische Bildung bereitliegt.
Aus dem Grußwort des Senators: "Ich glaube, dass die Studie uns allen Gewinn und neue (Ein-)Sichten bringt. Das wäre doch auch eine gute Grundlage für die Verankerung von islamischen Feiertagen und religiösen Festen im Bewusstsein und in der öffentlichen Wahrnehmung unserer Stadt - interkulturell, interreligiös, gemeinsam für ein buntes und friedvolles Berlin."
Der Beauftragte für Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, Hartmut Rhein, ergänzt: "Mögen die aus ihr [der Studie] gewonnen Erkenntnisse dazu beitragen, den Dialog zwischen Muslim*innen und Nicht-Muslim*innen zu fördern und im persönlichen Miteinander mehr voneinander zu erfahren."

Gehen wir also aufeinander zu!



1. Rückschau

Junge muslimische Intellektuelle auf Informationstour

Goethe-Institut 20180716
Im Rahmen einer zweiwöchigen Informationstour traf sich am 16.07.2018 eine Delegation junger muslimischer Intellektueller aus Indonesien mit Vertretern des Berliner Forums der Religionen. Andreas Goetze und Michael Bäumer (beide vom Forum) wurden bei diesem Austausch unterstützt von Eva Harasta, Studienleiterin für Theologie und Interreligiösen Dialog an der Evangelischen Akademie zu Berlin. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Goethe-Institut.
Interreligiöser Dialog in Berlin sowie die Bedeutung interreligiöser Projekte zur Förderung der Demokratie und zur Vorbeugung von Radikalisierung waren einige zentrale Themen. Ebenso wurden Herausforderungen angesprochen, denen sich die indonesische Gesellschaft ausgesetzt sieht. Hier wurden in erster Linie innermuslimische Dispute und die Instrumentalisierung der Religion durch (populistische) Politiker genannt.

Meister, Gurus und Heilige

meister
Mit etwa 80 Gästen war am 3. Juli 2018 das erste interreligiöse Abendforum, welches die Evangelische Akademie zu Berlin und das Berliner Forum der Religionen im Casalis-Saal der Französischen Friedrichstadtkirche gemeinsam veranstalteten, mehr als gut besucht.
Dr. Eva Harasta (Akademie) und Dr. Michael Bäumer (Forum) moderierten den Abend zum Thema Meister, Gurus und Heilige. Über Autorität und Anleitung im Glauben.
Den Input gab die Religionswissenschaftlerin Prof. Almut-Barbara Renger, die zunächst über die Begriffs- und Ideengeschichte des Meisters und das ihm zugeschriebene Charisma referierte. Dessen Bild und Attraktivität habe sich im Laufe der Zeit gewandelt, vor allem durch den Einfluss von H. P. Blavatskys Theosophischer Gesellschaft, in den 1960er Jahren aber auch durch die Jugend- und Protestbewegung. Im Zuge des New Age kam es dann zu einem regelrechten „Guru-Boom“, die Nachfrage nach religiösen Experten vornehmlich aus Asien stieg deutlich an.
Die Podiumsdiskutanten Sr. Hannelore (Franziskanisches Hospiz Tauwerk), Feride Funda G.-Gencaslan (Sufi-Zentrum Rabbaniyya Der Wahre Mensch) und Gerald Seifert (Soka Gakkai International – Deutschland) betrachteten sich als Schüler oder bescheiden als Anwärterin auf Schülerschaft, die die jeweiligen Referenzpersonen in ihrer Tradition als Vorbild nehmen – auch um das eigene Charisma zu entwickeln. Während Sr. Hannelore Jesus als Meister betrachtet und Einstellung sowie Verhalten von Franziskus in die heutige Zeit übersetzen möchte, betonte Feride Funda Gencaslan die physische Verbindung zu einem Meister vor Ort, der durch Spiegelung zur Selbsterkenntnis führen kann. Gerald Seifert hingegen sieht das entscheidende Moment darin, dass sich Meister und Schüler für das gleiche Ziel (Menschlichkeit) einsetzen – mit dem Unterschied, dass der Meister idealerweise keinen Zweifel hat und auch dadurch inspiriert.
„Guru-Hopping“ in einer Zeit vielfältiger Angebote war ein weiteres Diskussionsthema. Prof. Renger merkte an, dass wie in einer Zeit von spiritueller Autonomie und Demokratisierung leben, in der ein Meister immer stärker zum Mentor und Coach wird.
In einer informationsüberfluteten Zeit mit zu vielen Bildern sei es schwierig ein Vorbild zu wählen. Die Diskutanten waren sich einige, dass die Wahl einer Lehre und eines Meisters eine Herzensangelegenheit ist, die einer klaren Entscheidung bedarf. Sr. Hannelore beispielsweise fühlt sich durch den Umgang Franziskus‘ mit den Menschen, sein Hinhören, stark angezogen.
Abhängigkeit führe zu einer Schiefhanglage, Missbrauch disqualifiziere jeden Meister: Darin waren sich alle einig. Meisterschaft sei aber nicht gleichzusetzen mit Perfektionismus, der jenseits von Menschlichkeit existiert. Wichtig sei daher der Mut zum Eingestehen von Fehlern. Nach dem Koran sei der Mensch schwach geschaffen, um aus der Dualität zur Einheit zu finden. Auf diesem Weg seien nicht Zweifel, sondern Weisheit angeraten.
Einige Fragen aus dem Publikum konnten abschließend noch beantwortet werden, andere blieben auch aus Zeitgründen offen. Insgesamt ein erfolgreicher Start der interreligiösen Abendforen, die im September fortgesetzt werden.
Matthias Bertsch hat für das rbb Kulturradio einige Diskutanten interviewt. Sein Beitrag ist in der Mediathek in der Sendung "Religion und Gesellschaft" vom 13.07.2018 zu hören. Alternativ kann auch direkt die Audiodatei aufgerufen werden.
Hanna Fülling hat für die EZW einen ausführlichen Bericht geschrieben. Auch auf der Seite der Evangelischen Akademie befindet sich ein Bericht.

Meister

Im Gespräch mit Lichtenberger Schülern

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Im Rahmen einer Projektwoche zu Religionen und religiösem Leben in Berlin der George-Orwell-Schule Lichtenberg konnte das Berliner Forum der Religionen am 26. Juni 2018 einen sehr lebendigen Austausch mit einem Imam, einem Rabbiner und einem Pfarrer organisieren.
Sehr herzlich wurden wir in der Dar Al-Salam-Moschee (Neuköllner Begegnungsstätte) von Frau Ramadan empfangen, die auch durch die Moschee führte und die anschließende Diskussion leitete. Imam Mohamed Taha Sabri, Rabbiner Jan Aaron Hammel (Berliner Forum der Religionen, Chabad Lubawitsch) und Pfarrer Reinhard Kees konnten fachkundig aus ihrer religiösen Praxis berichten und die vielen Fragen der 17 Schüler aus der siebten und achten Klasse in einfachen Worten beantworten. Alle drei Referenten betonten die vielen Gemeinsamkeiten der abrahamitischen Religionen, gingen aber auch auf spezifische Fragestellungen wie das Fasten ein.
Jan Aaron Hammel, Reinhard Kees, Mohamed Taha Sabri
Nach einer Stärkung mit Kaffee, Tee und Keksen führte uns Pfarrer Kees in seine Genezareth-Kirche. Dort fielen den Schülern zunächst die zahlreichen Ikonografien auf, die dort anlässlich der griechischen Woche aushängen.
Reinhard Kees betonte, dass seine Kirche sehr viel Wert auf den interkulturellen Austausch legt und tatsächlich ein Treffpunkt für die Menschen im Kiez sein möchte.
Nach ca. 3,5 Stunden konnte der Wissensdurst der Schüler befriedigt und der Projekttag beendet werden.

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Gesprächs- und Vortragsabend in der Paulus-Gemeinde Zehlendorf

Unter dem Titel "Religionsfreiheit, religiöse Pluralität und die Arbeit des Berliner Forums der Religionen in Berlin" lud Prof. Dietrich Werner am 22. Juni 2018 zu einem Gesprächs- und Vortragsabend in der Paulus-Gemeinde Zehlendorf ein.
Zunächst referierte Dietrich Werner zu den rechtlichen Regelungen der Religionsfreiheit in Deutschland sowie zur demographischen Entwicklung religiöser Vielfalt in Berlin. Anschließend berichtete Michael Bäumer über Geschichte, konzeptionelle Ausrichtung und Projekte des Berliner Forums der Religionen. Auch stellte er kurz das House of One vor. Nina Mühe (Projektmanagerin von CLAIM Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit) schließlich gab fundierte Einblicke zur Situation der Muslime in Berlin. Dabei nahm sie auch Bezug auf eine Feldforschung, die sie 2010 als Forscherin und Forschungskoordinatorin leitete. Die Studie mit dem Titel "Muslime in Berlin" kann bei Open Society Foundation heruntergeladen werden.
Den Vorträgen folgte eine lebhafte Diskussion, in die sich viele der ca. 20 Teilnehmer einbrachten.

Austausch mit Husni Mubarok

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Am 22. Juni 2018 trafen sich Mitglieder des Berliner Forums der Religionen mit Husni Mubarok. Husni Mubarok arbeitet als Senior Researcher am Center for The Study of Religion and Democracy (PUSAD) in Jakarta. Er nahm auch an der vom Auswärtigen Amt organisierten Veranstaltung zur "Friedensverantwortung der Religionen" teil. Bereits einige Wochen zuvor hatte er Kontakt zum Forum aufgenommen.
Zwei Stunden dauerte der intensive und fruchtbare Austausch. Husni Mubarok berichtete, dass er zu interreligiösen Konflikten in Indonesien forscht. Sein Institut wirkt durch Interreligious Harmony Forums als Vermittler bzw. Mediator in ganz Indonesien. Auch dient es zur Konfliktlösung als Ansprechpartner beispielsweise für die Polizei.
Als größte Herausforderungen in Indonesien nannte er den Populismus (mehr als 200 Webseiten produzieren hate speach), die politische Instrumentalisierung der Religionen ein Jahr vor der Wahl sowie eine exklusive Interpretation des Islams. Die meisten der 88% Muslime Indonesiens seien jedoch moderat.
Eine wichtige Aufgabe sieht er in der Ausweitung seiner Arbeit von der Elitenansprache hin zu einer Wirksamkeit auf Graswurzelebene.

2. Bevorstehende Veranstaltungen

Lange Nacht der ReligionenReligionsgemeinschaften, Weltanschauungsgemeinschaften, spirituelle Gruppen und interreligiöse Initiativen aus Berlin öffnen die Türen ihrer Gemeinden zur 7. Langen Nacht der Religionen am 8. September 2018.
Weitere Infos unter http://nachtderreligionen.de/

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Religionsgemeinschaften, Weltanschauungsgemeinschaften, spirituelle Gruppen und interreligiöse Initiativen aus Berlin öffnen die Türen ihrer Gemeinden zur 7. Langen Nacht der Religionen am 8. September 2018.
Weitere Infos unter http://nachtderreligionen.de/

Frieden ist der Weg. Pazifistische Positionen in den Religionen

Die Evangelische Akademie zu Berlin und das Berliner Forum der Religionen laden zum 2. interreligiösen Abendforum ein.

Frieden und Religion – ist das ein Widerspruch? Bertha von Suttner, Nelson Mandela oder Malala Yousafzai haben sich für den Frieden eingesetzt, ohne sich auf religiöse Gründe zu beziehen. Aber auch aus unterschiedlichen religiösen Traditionen haben sich Stimmen für den Frieden erhoben und ihr Verständnis von Frieden vorgebracht, unter ihnen besonders eindrücklich Mahatma Gandhi, Martin Luther King Jr., ʿAbdul-Baha' oder Mutter Theresa. Fest in ihrer je eigenen religiösen Tradition verankert, deuten sie Frieden in ihrer Weise und für ihre Gemeinschaften. Frieden, so zeigt sich, ist ein bunter Hund. Bei dem Abendforum kommen Bewanderte aus der baptistischen, hinduistischen und Bahá‘í Tradition zu Wort und ins Gespräch miteinander.

Programm:
Anfangsimpuls: Friedensarbeit und Konfliktlösung
Prof. i.R. Dr. Angela Mickley, Professur für Friedenspädagogik, Konfliktbearbeitung, Mediation und Ökologie, Fachhochschule Potsdam (angefragt)

Podiumsgespräch
Peter Jörgensen, Beauftragter am Sitz der Bundesregierung, Vereinigung Ev. Freikirchen e.V.
Mayhar Nicoubin, Bahá’í-Gemeinde in Deutschland K.d.ö.R.
Haladhara Thaler, Vorsitzender der Hindu-Gemeinde e.V. Berlin
Prof. i.R. Dr. Angela Mickley

Moderation:
PD Dr. Eva Harasta, Evangelische Akademie zu Berlin
Dr. Michael Bäumer, Geschäftsführer des Berliner Forums der Religionen

Datum: 18. September 2018, 19:00 Uhr
Ort: Casalis-Saal in der Französischen Friedrichstadtkirche (Französischer Dom), Gendarmenmarkt 5, 10117 Berlin

Eine Anmeldung für diese Veranstaltung wird erbeten.

SAVE THE DATE!!!

22. November 2018: Jahreskonferenz des Berliner Forums der Religionen und Tag der Religionen
Weitere Infos folgenden in den nächsten Newslettern.
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