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Newsletter 02/2023 des Berliner Forums der Religionen


Liebe Abonnentin, lieber Abonnent,

das Berliner Forum der Religionen lädt herzlich zum diesjährigen Netzwerktreffen “Interreligiöse Bildung 2.0” ein!

Wann? Am Mi, 24. Mai von 17:30 bis 19:30 Uhr
Wo? Im großen Saal des NHU Nachbarschaftshaus Urbanstr. 21, 10961 Berlin (U Südstern)

Eingeladen sind alle Pädagog*innen und Multiplikator*innen, die in der (inter-)religiösen Bildung in Berlin tätig sind bzw. tätig werden wollen und sich diesbezüglich vernetzen möchten. Ziel ist das gegenseitige Kennenlernen sowie das Stärken im kollegialen Austausch. Welche best practices und Überlebensstrategien gibt es im säkulär geprägten Berliner Dschungel? Welche Frustrations- und Toleranzgrenzen müssen Pädagog*innen in der (inter-)religiösen Bildung mitbringen? Was macht Spaß, wer gibt Kraft und wie geht es weiter?

Da der Saal eine begrenzte Platzzahl aufweist, bitten wir um verbindliche Anmeldung bis zum Mi, 17.5 über das Formular unter https://direkiju.de/netzwerktreffen-interrel-bildung/.


Mehrwert des Netzwerktreffens: Unermesslich (aber der Eintritt ist kostenlos). Das Programm wird noch bekanntgegeben. Danke für’s Weiterleiten und Teilen!

Herzliche Grüße vom
Team des Berliner Forums der Religionen

Rückblick

Stigmatisierung oder Selbstermächtigung? Wege zu mehr Teilhabe

Stigmatisierung oder Selbstermächtigung? Bildung kann helfen
"Wie haben Sie die Debatte um die Silvesterereignisse wahrgenommen?", lautete die erste Frage an Katarina Niewiedzial bei der Podiumsdiskussion Stigmatisierung oder Selbstermächtigung? Wege zu mehr Teilhabe am 22.03.2023 in der Friedenskirche Charlottenburg. Mit Verweis auf die Gipfel gegen Jugendgewalt am 11. Januar und 22. Februar 2023 stellte sie fest, dass dort die Diskussion endlich versachlicht wurde. Wurde zuvor beispielsweise Perspektivlosigkeit gar nicht thematisiert, wurde jetzt doch erkannt, dass es sich um unsere Jugendlichen und damit auch um unsere Probleme handelt.

Pastor Hendrik Kissel von der Friedenskirche Charlottenburg ging in seiner Begrüßung auf die wechselvolle Geschichte der Kirche ein, die auch schon als Synagoge diente, und erläuterte die aktuelle Dekoration. Denn seit wenigen Wochen bietet die Friedenskirche pädagogisch wertvolle Führungen für Schulkinder durch den eigenen "Ostergarten" an. Michael Bäumer vom Berliner Forum der Religionen erhoffte sich mit Bezug zum Motto der Aktionswochen "Misch dich ein", dass sich durch die Veranstaltung alle Anwesenden zur Mitwirkung an der Verbesserung der gesellschaftlichen Umstände inspiriert fühlen.

Die Debatte um Nennung von Vornamen der Tatverdächtigen hat Dervis Hizarci als rassistisch wahrgenommen. Niemand frage, warum die Jugendlichen so sind. Dabei geschehe Andersmachung bereits häufig in der Schule.
Diese Art von Stigmatisierung nimmt auch Katarina Niewiedzial wahr. Zugleich sieht sie aber auch eine starke Zivilgesellschaft, die sich der Polarisierung entgegensetzt. Communityarbeit ist hier sehr wichtig. In Berlin haben 38% der Einwohner:innen einen Migrationshintergrund. Auch diese Menschen müssen den Staat repräsentieren, weil das Zugehörigkeit und Sichtbarkeit schafft. Ein Stigma bleibe hängen und hinterlasse Spuren, ergänzte Dervis Hizarci. An Schule gebe es viel Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. Lehrkräfte haben eine große Verantwortung, können sich aber der Wirkung von Polarisierung nicht immer widersetzen. Eine Reduzierung der Identität auf ein Merkmal ist auch ihm schon öfter widerfahren. Als 2020 der französische Lehrer Samuel Paty von einem Islamisten enthauptet wurde, sei er um Stellungnahme als Muslim gebeten worden und nicht in seinem Beruf als Lehrer.
Eine Öffnung der Institutionen ist also angeraten und dabei spielen Schulen eine große Rolle, fasste Moderator Reinhard Fischer zusammen.

Der Zugang zu Gruppen über Religonsgemeinschaften sei "super", betonte Katarina Niewiedzial. Fernab der Heimat können viele Menschen dort ihre Identität finden. Religionsgemeinschaften sollten sich allerdings stärker gegenseitig unterstützen, zum Beispiel bei der Suche nach Bestattungsmöglichkeiten. Auch die Diskriminierung und Stigmatisierung von Muslim:innen sollte anderen Religionsgemeinschaften nahegehen. In Berlin gibt es bereits die Expertenkommission Antimuslimischer Rassismus und das Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG). Das alles ist aber noch nicht genug. Empowerment und Solidarität unter den Religionsgemeinschaften müssen gestärkt werden. Tatsächlich hat sich in Krisensituationen wie z. B. dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien gezeigt, dass Religionsgemeinschaften anpacken, wenn es brisant wird, ergänzte Dervis Hizarci.

Was können Religionsgemeinschaften tun, wenn die mediale Aufmerksamkeit sich nur auf bestimmte Aspekte fokussiert? Der Neujahrsputz der Jugendlichen der Khadija Moschee beispielsweise wird nur ein wenig wahrgenommen.

Der Kampf gegen das Dogma der Neutralität ist wichtig, hieß es aus dem Publikum. Grundsätzlich trage das Berliner Forum der Religionen zur Klimaverbesserung bei. Religionen müssten aber stärker in Vielfaltsthemen eingebracht werden.

Indra Bahia wies auf die vom Berliner Forum der Religionen in Kooperation mit ADAS/ Life e.V. angebotene Qualifizierung zum:r Diversity-Trainer:in „Religiöse und weltanschauliche Vielfalt an Schulen gestalten“ hin und die daran anschließenden Fortbildungseinsätze an Schulen.

Community Organizing und die Begegnung vor Ort sind ungemein wichtig. Wenn hier alle (Teil-)Gruppen an einen Tisch geholt werden, können populistische Ideen auch dekonstruiert werden.

In ihrem Schlusswort reihte Katarina Niewiedzial drei Bitten aneinander: 1) Bildungspolitik auf migrantische Gemeinschaften ausrichten, 2) Kopftuchtragende Lehrerinnen zum Unterricht zulassen und 3) Schulen sollten miteinander sprechen und sich öffnen. Dervis Hizarci stimmte dem zu, wenngleich er mit seinem "Restoptimismus" anfügte: "Wir müssen überall ansetzen".

Noch lange nach Beendigung der Podiumsdiskussion fand ein reger Austausch des Publikums statt. Bildung, Schule und Solidarität waren passende Themen für die diesjährigen Aktionswochen gegen Rassismus in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Ein großer Dank geht an Reinhard Fischer für die fachkundige Moderation und die beiden Referent:innen für die sachlichen und teils privaten Stellungnahmen!

Die Veranstaltung wurde gefördert durch

Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Demokratiebüro Charlottenburg-Wilmersdorf

Demokratie Leben!

und die Partnerschaft für Demokratie Charlottenburg-Wilmersdorf.

Austausch mit Katarina Niewiedzial

Niewiedzial
Am 22.03.2023 konnten wir uns 45 Minuten mit der Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration Katarina Niewiedzial in unserem Büro austauschen.

Struktur und Aufbau des Berliner Forums der Religionen waren ein Thema, aber besonders interessiert zeigte sich Frau Niewiedzial an unserem Engagement im Bildungs- und Integrationsbereich.

Nach den Osterferien werden wir uns erneut zusammensetzen.

Vielen Dank für das offene Gespräch!

Gestaltung eines Gebetsraums

Gebetsraum
Ece Yildirim-Zimmer, Leiterin des Bereichs Diversity Management der Stabstelle Personal- und Führungskräfteentwicklung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund bat Ende Februar das Berliner Forum der Religionen um Beratung bezüglich der Gestaltung eines multireligiösen Gebetsraums.

An dem Austausch am 20.03. nahmen vier Personen der DRV und 12 Mitglieder des Berliner Forums der Religionen teil.

Viele aus dem Forum waren überrascht davon, dass die DRV Bund überhaupt Gebetsräume für ihre Mitarbeitenden anbietet. Diese sind allerdings rein christlich geprägt. Wegen der zunehmend auch religiös diverser geprägten Belegschaft hat sich die DRV Bund an das Berliner Forum der Religionen gewandt, um sich den Rat von Expert:innen einzuholen. Das Ziel besteht darin, dass möglichst jedes Dienstgebäude einen Andachtsraum einrichtet, der den vielfältigen religiösen Bedürfnissen gerecht wird.

Aktuell gibt es einen Raum, der zumindest vor der Pandemie für evangelische und katholische Montagsandachten genutzt wurde. Für die Gestaltung eines Gebetsraums, der verschiedene religiöse Bedarfe befriedigt, kamen viele hilfreiche Ideen und Erfahrungswerte zusammen.

Worauf geachtet werden sollte: keine Verwendung von religiösen Symbolen und Zeichen, mobile Sitzmöglichkeiten ohne feste Ordnung, angenehme Einrichtung (auf Farben, Pflanzen, Licht achten), Bücher, heilige Texte und Ritualgegenstände separat aufbewahren und vieles mehr. In einer "Hausordnung" sollte auch niedergeschrieben werden, dass vor dem Betreten des Gebetsraums die Schuhe ausgezogen werden.

Frau Yildirim-Zimmer und ihr Team waren sehr erfreut über die wichtigen Inputs und die konstruktiven Vorschläge aus den Reihen des Berliner Forums der Religionen. Die Diversity Challenge Gruppe wird daraus ein Konzept erstellen und dieses mit dem Forum beraten.

Einstimmung auf die Lange Nacht der Religionen

Einstimmung
Zur Einstimmung auf die Lange Nacht der Religionen 2023 kamen am 02.03.2023 ca. 30 Menschen in St. Matthäus zusammen. Durch den lebendigen Abend führten Gudrun Pannier (Pagane Wege und Gemeinschaften) und Michael Bäumer (Berliner Forum der Religionen).

Zum Einstieg und zum Abschluss waren alle zum Mitmachen aufgefordert. Unter Anleitung von Cornelia Dette (Shalom Habibi) kamen in kurzer Zeit durchaus beeindruckende Gesänge zustande. Impressionen zu den vergangenen Langen Nächten und der Vorstellung aktueller Plakatmotive folgte der Austausch in vier Workshops:
(1) Peter Amsler von der Baha’i-Gemeinde leitete den Workshop zu Bildungsfragen. Insbesondere die Werkstatt Religionen und Weltanschauungen mit ihrem breiten pädagogischen Netzwerk sollte an die Lange Nacht angedockt werden. Zudem sollte mit Lehrkräften und Schulen über die Einbindung der Langen Nacht der Religionen in den Lehrplan gesprochen werden.
(2) Über Natur und Klima wurde in einem Workshop diskutiert, den Gudrun Pannier und Patricia Wulle moderierten. Gemeinsame (Baum-)Pflanzaktionen wurden hier ebenso angesprochen wie der Austausch nicht-klimaresistenter Bäume und das Verteilen von Saatgut mit der Aufgabe, darauf aufzupassen und den Entwicklungsprozess zu begleiten. Wie klingt Natur? Was bedeutet Natur für meinen Glauben? Auch solche Fragen wurden behandelt.
(3) Klang der Erde: Zum diesjährigen Motto der Langen Nacht der Religionen kamen unter der Moderation von Eric Primus und Zöhre Yüce (beide vom Apostelamt Jesu Christi) viele Ideen zusammen. Klänge verbinden – sei es durch Mantragesänge, Chöre oder auch in der Sterbebegleitung. Klänge werden bis kurz vor dem Tod noch wahrgenommen. Klänge wie das Vogelgezwitscher werden aber manchmal nicht mehr wahrgenommen. Mehr Achtsamkeit ist also geboten.
(4) Was sind bewährte Formate der Langen Nacht, was zieht die Menschen an? Christiane Uekermann berichtete dazu von ihren Erfahrungen bei Bodhicharya. Reinigungsrituale, Meditation, gemeinsames Singen und Diskussionen haben sich als geeignete Mittel erwiesen. Selbstverständlich sind die Formate auch abhängig von den Möglichkeiten vor Ort. Viele machen jedoch die Erfahrung, dass ein gemeinsames Essen den Austausch fördert.

Den Rückmeldungen zum Kick-off ist ein sehr positives Echo zu entnehmen. Nicht nur das ansprechende Programm samt Thematik wurde gelobt, sondern auch der Erkenntnisgewinn und die gute Atmosphäre wurden hervorgehoben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass vor der eigentlichen Langen Nacht der Religionen am 2. und 3. September 2023 ein weiteres Austauschtreffen stattfinden soll.

Wir freuen uns auf das nächste Wiedersehen!

Bilder vom Abend zur Einstimmung gibt es auf der Website der Langen Nacht der Religionen.

Buddhismus in der Schule

Buddhismus
Auf Anfrage des Religionslehrers Dr. Weth hielten Christiane Uekermann (Bodhicharya) und Michael Bäumer (Berliner Forum der Religionen) am 21.03.2023 im Wald-Gymnasium einen vertiefenden Vortrag zum Buddhismus und kamen intensiv mit den Schülern einer achten Klasse ins Gespräch.

Passend zum Motto "Misch dich ein" der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2023 wurde hervorgehoben, dass der Buddhismus keine weltabgwandte Religion ist, sondern sich Mitgefühl, Weisheit und Mut im täglichen Leben zeigen sollen.

Ausgehend von den Vier edlen Wahrheiten und dem Edlen achtfachen Pfad wurden grundlegende buddhistische Konzepte wie Karma, bedingtes Entstehen und Meditation thematisiert.

Dr. Weth ist an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Forum sehr interessiert. Nach den Osterferien geht es zunächst um Hinduismus und den christlich-jüdischen Dialog.

Im Murugan-Tempel mit Schüler:innen

Murugan
In Begleitung ihrer Lehrerin besuchten Religionsschüler*innen der Neuköllner Peter-Petersen-Grundschule am 10.03.2023 den Murugan Hindu Tempel in der Blaschkoallee. Um 9:00 Uhr begann der Gottesdienst (Puja) mit Glocken, Mantren, Blumen, Feuer und süßer Blumenmilch. Nach der beeindruckenden Zeremonie gab Frau Sakhita eine anschauliche Führung und erklärte Grundlagen der hinduistischen Tradition, verwies auf die Geschichte des hiesigen Murugan-Tempels sowie die Besonderheiten der Altar-Verehrung.

Unsere päd. Referentin Indra Bahia koordinierte und begleitete den Besuch. Lust auf ähnliche Besuche? Kontaktieren Sie uns gerne unter bildung@berliner-forum-religionen.de.

Stellungnahme zum Amoklauf in Hamburg

Amoklauf

Stellungnahme unseres Partners, des Arbeitskreises Religion und Psychiatrie, zum Amoklauf und der Berichterstattung

Liebe Mitglieder des AK Religion & Psychiatrie und Interessenten,

das Hamburger Attentat auf das Gebetshaus der Zeugen Jehovas vor einer Woche hat uns alle betroffen gemacht. Ein 35jähriges ehemaliges Mitglied der Gemeinde drang am vergangenen Donnerstagabend am Ende einer Versammlung in das Gebäude der Religionsgemeinschaft ein und tötete wahllos sieben Gläubige, bevor er sich selbst erschoss. Dank des schnellen Eingreifens der Polizei überlebten mehrere Dutzend Anwesende den Amoklauf nur leicht verletzt. Nach den bisherigen Erkenntnissen über den Hintergrund der Tat ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Täter seit mehreren Jahren an einer sich zuspitzenden schweren psychischen Erkrankung litt. 2021 hatte er mit offenkundig missionarischem Eifer ein Buch über christlich-religiöse Themen verfasst und sich zugleich von den Zeugen Jehovas losgesagt. Die Ausführungen in seiner Publikation legen wahnhafte Vorstellungen nahe, die explizit aggressive Handlungsweisen thematisieren. Nach vorliegenden Berichten wurde ihm von mehreren Seiten, von Verwandten wie auch Mitgliedern seiner Ex-Gemeinde eine ärztlich-therapeutische Behandlung dringend angeraten, die er jedoch nicht realisierte. Der Polizei ging ein anonymer Brief zu mit Hinweis auf Besorgnisse wegen seiner psychische Instabilität und seiner neu entwickelten Begeisterung für Waffen; dies führte jedoch nur zu einer Routineüberprüfung ohne Konsequenzen.
  • Aus psychiatrischer Sicht ist von der Tat des psychisch verstörten Täters, eines psychisch kranken Menschen auszugehen, der dringlich einer Behandlung bedurft hätte. Jeder Psychiater weiß: ein derartiger schrecklicher Amoklauf hätte aber ebenso in einer Einrichtung christlicher Großkirchen, einer Moschee, einer Synagoge oder einer sonstigen Glaubensgemeinschaft oder sonstwo stattfinden können.
  • Aus psychiatrischer Sicht findet sich hier auch das lange bekannte Dilemma besorgter Angehöriger psychisch Kranker wieder, die therapeutische Kontakte des Betroffenen für dringend halten, aber keine professionellen Ansprechstellen finden, die sensibel mit der Situation insbesondere bei Behandlungsunwilligkeit umzugehen wissen. Hier gibt es Handlungsbedarf.
    Der Umgang mit psychisch Erkrankten, die sich selber nicht als krank erleben und deswegen auch keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, stellt besonders für Angehörige und auch für die Gesellschaft eine ethische Herausforderung dar. Hier ist die Freiheit des Einzelnen gegen das Schutzbedürfnis der Gemeinschaft gegeneinander abzuwägen. Die Schaffung niedrigschwelliger psychiatrischer Hilfsangebote und der Abbau der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen kann die Bereitschaft und Möglichkeit, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen, erhöhen.
  • Kritikwürdig ist aus Sicht der Unterzeichner aus dem Arbeitskreises „Psychiatrie und Religion“ zudem die klischeehafte und stigmatisierende Berichterstattung über die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Allein schon die oft verwendete Begrifflichkeit „Sekte“ fällt zurück hinter die Empfehlungen der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages von 1998, wonach der Begriff „Sekte“ aufgrund seiner "negativen Konnotation" für alle religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften nicht mehr zu verwenden sei. Der Abschlussbericht der Enquete Kommission kommt zu einem nüchternen Ergebnis: Von den sogenannten Sekten geht keine Gefahr für Staat und Gesellschaft aus. Dass die Zeugen Jehovas wie Menschen anderer Religionsgemeinschaften zu den Verfolgten und Ermordeten des Naziregimes gehörten, da sie sich dem Naziterror (wie auch dem stalinistischen Terror) widersetzten, ist immer noch viel zu wenig handlungsleitend
  • Religionsgemeinschaften sind oft in der Lage Menschen in Krisensituationen zu unterstützen und zu stärken. Es ist hilfreich, in einer leistungs- und erfolgsorientierten Gesellschaft Räume der Begegnung und des Zusammenseins vorzuhalten, wo sich Menschen in Belastungs- und Krisensituationen stabilisieren können.
    Dabei ist von großer Bedeutung, dass Seelsorger*innen und andere Verantwortliche in den Kirchen, Glaubensgemeinschaften etc. wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie bei den Hilfesuchenden Hinweise auf das Vorhandensein schwerwiegender psychischer Probleme erhalten. Eine bessere und niedrigschwellige Vernetzung konfessioneller Hilfeeinrichtungen mit professionellen psychiatrischen Hilfsangeboten ist erforderlich.
    Dies zu fördern ist auch eine der Zielsetzungen unseres „AK Religion & Psychiatrie“.
Berlin, 17.03.2023

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Michael Bäumer
Prof. Dr. Christine Funk
Dr. Norbert Hümbs
Dr. Norbert Mönter

Kontakt: dr.moenter@psychiatrie-in-berlin.de
Das Berliner Forum der Religionen wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
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