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Newsletter 03/2019 des Berliner Forums der Religionen


Liebe Abonnentin, lieber Abonnent,

in diesem Jahr gibt es mindestens zwei Anlässe zum Feiern: Das Grundgesetz wird 70 Jahre alt und die Weimarer Verfassung, deren sogenannte Religionsartikel in das Grundgesetz übernommen wurden, wird 100 Jahre alt.
Schon in der Präambel des Grundgesetzes wird festgehalten, dass Deutschland in Zukunft "als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen" will. Die Garantie umfassender Grundrechte sorgt dafür, dass einzelne Gruppen weder ausgegrenzt noch hervorgehoben werden. Zudem wird in Artikel 4, Absatz 1, 2 festgehalten:
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Angesichts der jüngsten Anschläge auf gläubige Menschen ist es umso wichtiger für die demokratischen Grundrechte einzustehen. Mit anderen, bisher unbekannten Menschen in Dialog zu treten kann den Frieden in der Gesellschaft befestigen. Im nun beginnden Ramadan bietet beispielsweise das Fastenbrechen eine Gelegenheit dazu.

1. Rückschau

Wir verbinden - Netzwerktreffen für interreligiöse Bildung

"Eine wunderschöne Initiative – weiter so!" "Bitte weiter dranbleiben! Tolle, interessante Projekte." "Vielen Dank für die Organisation – ich habe viele Denkanstöße erhalten." "Mir haben die offene Atmosphäre und die Möglichkeit des Austausches sehr gefallen. Für mich ist heute ein guter Beginn für weitere Zusammenarbeit geknüpft." "Danke." So und ähnlich fiel das Feedback der Teilnehmer zur Veranstaltung aus.
Özlem Ögütcü
Özlem Ögütcü, pädagogische Referentin des Berliner Forums der Religionen
Zum Netzwerktreffen für interreligiöse Bildung luden am 2. Mai 2019 die Werkstatt Religionen und Weltanschauungen und der Initiativkreis "Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche" ein und mehr als 40 interessierte Menschen aus dem Bildungswesen folgten dieser Einladung.

Unsere neue pädagogische Referentin Özlem Ögütcü führte durch das Programm, das mit Grußworten von Fereshta Ludin, Nurcan Türkeli (beide aus dem Initiativkreis) und Gisela Kranz (Werkstatt) begann. Fereshta Ludin ging auf die Herausforderung der religiösen Diversität ein und erläuterte die Arbeitsschwerpunkte des Initiativkreises:
Fereshta Ludin
Fereshta Ludin, Leiterin des Initiativkreises "Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche"
  • Religiöse Vielfalt in Schulen
    Konzeption von Angeboten für Schüler (UEs, Ausflüge, Stadtrundgänge, Projekttage) und Lehrkräfte (Vermittlung von Personen und Institutionen, Fortbildungen)
  • Kinderfest
  • Netzwerkaufbau
    gegenseitigen Austausch ermöglichen
    Kooperationspartner für konkrete Angebote finden
    Ausschluss von Rad-Doppelt-Erfinden
Nurcan Türkeli beschrieb ausführlich den Ablauf des Spätnachmittags, während Gisela Kranz in Grundzügen die Arbeitsweise der Werkstatt Religionen und Weltanschauungen darlegte. Diese besteht aus einem Kreis von Engagierten aus verschiedenen Berliner Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die sich mittels der Methode des persönlich-biografischen Gesprächs austauschen und eine jährliche Tagung ausrichten.
Nurcan Türkeli
Nurcan Türkeli
Gisela Kranz
Gisela Kranz
Aliyeh Yegane
Aliyeh Yegane, Projektleiterin ADAS
Für den Input war Saraya Gomis (Antidiskriminierungsbeauftragte der Schulsenatorin) mit einem Vortrag über "Religiöse Diskriminierung an Schulen und die Wichtigkeit der Dialog- und Aufklärungsarbeit in Zusammenarbeit mit Lehrerkräften und Schüler*innen" vorgesehen. Leider musste sie kurzfristig absagen. Dankenswerterweise sprang für sie Aliyeh Yegane, Projektleiterin von ADAS (Anlaufstelle Diskriminierungsschutz an Schulen) ein. Sie wies in ihrer Rede auf eine verbindliche diskriminierungskritische Fortbildung für Schulleitungen hin und ebenso auf eine berufsbegleitende Fortbildung für Lehrkräfte, die im Herbst in Kooperation mit dem Berliner Forum der Religionen starten soll. Hierzu wird, anknüpfend an die bestehenden religionspädagogischen Kompetenzen und theologischen Wissensbestände des Forums und der Diversity- und antidiskriminierungsbezogenen Expertise von ADAS ein für Berliner Schulen bedarfsgerecht angepasstes Trainingskonzept entwickelt, sowie eine (erste) interreligiös diverse Gruppe Pädagog*innen geschult werden. Hierbei kann an die Erfahrungen des mehrfach ausgezeichneten europäischen Diversity Trainingsprogramms zur Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen belieforama angeknüpft werden.

Dem anschließenden Kennenlernen in Kleingruppen folgte als Kulturbeitrag die Vorführung des Trailers zu "Mein Gott - Dein Gott", ein Film von GrundschülerInnen über religiöse Vielfalt in Berlin. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Anne Frank Grundschule in Moabit mit den Künstlerinnen Gunilla Jähnichen und Tine Steen. Filmausschnitte und Projektbericht wurden begeistert aufgenommen.

Auf dem "Markt der Möglichkeiten" präsentierten sich weitere Projekte: Bubales Puppentheater, meet2respect, Interreligious Peers, Kinder begegnen Religion(en), IK Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche und die Werkstatt Religionen und Weltanschauungen. Der Austausch hier war so rege, dass das Einsammeln der Teilnehmer für die abschließende Runde nicht einfach war. Alle Mitwirkenden verließen das Netzwerktreffen mit neuen Erkenntnissen und warten gespannt auf eine wie auch immer geartete Fortsetzung.

Two success stories from Interfaith Work in North Sindh Province

Im Februar und März 2018 absolvierte Shahid Rehmat, Gründer der Youth Development Foundation (http://www.ydfpk.org/) in Pakistan, ein "Berufspraktikum" beim Berliner Forum der Religionen.
Am 13.04.2019 er zwei Erfolgsgeschichten geschickt.

Two success stories from our Interfaith Work in North Sindh Province:
Bridging gaps and building understanding: a story of two students (Story No 01)

Mukhtyar Masih was returning home from a diversity tour to worship places in Sukkur, southern Sindh province when his Muslim seatmate questioned about Christ.
“The debate started when Saifullah questioned our belief that Jesus was the Son of God. I tried to explain to the best of my knowledge but soon it turned into a heated exchange,” said Mukhtyar, a final year Bachelor's students in Shikarpur in northern Sindh.
Both students were part of the February 12, 2019 tour organized by Youth Development Foundation YDF. 36 students, including 15 females, visited a temple, a mosque, a church, and two shrines. YDF Project team stopped the bus at the next tea shop and gave them the opportunity to discuss this in a larger group.

“It was important for all students to understand the real purpose of our tour. Our struggle against such misunderstandings and misconceptions regarding other faiths. Other participants also convinced both students to set aside their differences and focus more on planning social action plans.
Mukhtayar and Saifullah are now good friends. Both greeted each other in the follow-up session of the diversity tour next month. “Islam teaches us to respect Abrahamic religions. Our religious leaders must play a positive role in guiding the youth,” said Saifullah.
While attending a follow-up workshop in Shikarpur, they both plan (as one group) an interfaith roundtable discussion as the next Social Action Plan (SAP). “It will conclude with a press conference and a resolution to bring both communities closer by celebrating religious feasts together,” Saifullah added.

Teaching respect for religious diversity (Story No 02)

For the past 5 years, Zareena has been teaching Hindu and Muslim children at her home in Jacobabad city of Sindh province. YDF helped her in a better understanding of her students, she claims.
Zareena was among more than 30 participants who attended March 14, 2019 training by YDF on conflict identification, sensitivity mapping and resolving the issues. Her newly acquired skills helped in noticing uneasiness between Hindu and Muslim students.
“I was appalled when a student from majority religion described that his mother had forbidden him from accepting candies or any other foodstuff from Hindus. This hatred is a major cause of conflict in our peaceful province where the majority of the Hindu population is settled,” she said.
Zareena called a meeting with all the parents the next day. “Quoting example like the dedicated Muslim customers of the popular Dolphin Bakers, owned by local Hindus, I tried to broaden their principles on humanity and acceptance. Perhaps one person can make a difference.”
While attending diversity tour and followup in Shikarpur, Zareena proposed a Social Action Plan SAP involving women from different religious backgrounds holding a corner meeting (role of mothers in peacebuilding). “They will be tasked to suggest ways in bringing up their children in a positive environment. Mother can play an instrumental role in the welfare of both her family and the society,” he said.

Neue pädagogische Referentin

Özlem Ögütcü
Seit dem 1. April 2019 ist Özlem Ögütcü als pädagogische Referentin für das Berliner Forum der Religionen tätig. In erster Linie unterstützt sie unseren Initiativkreis "Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche".

Özlem Ögütcü schloss ihr Masterstudium der Religionswissenschaft an der Philipps-Universität
Marburg im März 2018 mit einer Arbeit zu "Postmoderne und Islam - Die antikapitalistischen Muslime aus Istanbul, eine religionswissenschaftliche Analyse" (Note 1,0) ab.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!

3. Interreligiöses Abendforum

Die Evangelische Akademie zu Berlin und das Berliner Forum der Religionen suchten erneut das Gespräch über die Grenzen des Gewohnten hinweg und luden am 2. April 2019 zum 3. Interreligiösen Abendforum in den Casalis-Saal der Französischen Friedrichstadtkirche ein. Das ausgefallene Thema "Das Heilige in vielerlei Gestalt. Polytheismus in Berlin" lockte mehr als 80 Gäste.

Den Input gab Prof. Dr. Susanne Lanwerd, die an der International Psychoanalytic University Berlin (ipu) Religions- und Kulturwissenschaft lehrt. Ihre Überlegungen zum Polytheismus konzentrierten sich auf das mehrjährige Forschungsprojekt "The Urban Sacred. Städtisch-religiöse Arrangements in Amsterdam, Berlin und London" (http://www.urban-sacred.org/), in dessen Rahmen Präsenz und Materialität verschiedener Religionen im öffentlichen Raum untersucht wurden. Anhand der drei Fallstudien zeigte sie sowohl historisch gewachsene wie zeitgenössische Transformationen des öffentlichen Raums durch religiöse Praktiken als auch die Durchlässigkeit der Grenzen zwischen sakralen und urbanen Orten auf.

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An der Podiumsdiskussion nahmen zudem Babalorixá Muralesimbe (Candomble-Priester), Gudrun Pannier (Vorsitzende der Pagan Federation International e. V. und Sprecherin von Pagane Wege und Gemeinschaften) sowie Prof. Dr. Johann Evangelist Hafner (Prof. für Religionswissenschaft an der Universität Potsdam) teil. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Rüdiger Sachau (Evangelische Akademie zu Berlin) und Dr. Michael Bäumer (Berliner Forum der Religionen).
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Babalorixá Muralesimbe berichtete kurz über die Geschichte des Candomble, die Orixás, deren Opfergaben sowie Trancezustände und Rituale. Gudrun Pannier referierte über die erstaunliche Vielzahl heidnischer und magischer Gruppen in Berlin und Brandenburg, deren Glaube polytheistisch, aber auch animistisch oder pantheistisch geprägt sein kann. Auch wies sie darauf hin, dass bei "Pagane Wege und Gemeinschaften Berlin" kein Platz für neurechte Gruppen sei. Eine Antiextremismusklausel schütze viele Vereine vor einer entsprechenden Vereinnahmung.
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Die anregende Diskussion kreiste um Topographie und Missionierung, aber auch um das Verhältnis von Orixás, Göttern und Engeln. Wenn Religion durch Menschen gemacht ist, gibt es dann doch etwas Größeres, z. B. als das je eigene Ego? Auch solche Fragen wurden angesprochen.

Das abschließende Gespräch mit dem Publikum hätte noch länger laufen können, musste aber zeitbedingt irgendwann beendet werden. Viele Anwesende nutzen aber die Zeit nach der offiziellen Verabschiedung für Unterredungen in kleiner Runde.

Susanne Lanwerds Aussage in einem Interview mit dem Deutschlandfunk vom 07.03.2018 fasst diesen Abend gut zusammen:
"Keine Psyche und keine psychische Realität funktioniert je ohne Kultur und damit auch, weil Religion genuiner Bestandteil der Kultur ist, auch nicht ohne Religion. Das heißt, alles ist voller religiöser und auch kultureller Bilder, Vorstellungen, Narrationen."

2. Vorschau

Vesak-Fest

Vesak ist ein bedeutender buddhistischer Festtag, der weltweit gefeiert wird. Das Fest erinnert an den Geburts-, Erleuchtungs- und Todestag des historischen Buddha Siddhartha Gautama, der vor mehr als 2550 Jahren in Nordindien lebte.
Am 19. Mai wird das Fest bei Rigpa e.V. Dharma Mati in der Soorstr. 85, 14050 Berlin, von 10:00 bis 18:00 Uhr stattfinden.
Auch unser Geschäftsführer wird dort einen Vortrag halten. Das ausführliche Programm finden Sie auf der Website des Gastgebers: https://www.rigpa.de/zentren/dharma-mati-berlin/kalender-berlin/eventdetails/?cal-id=13074.

Auftaktveranstaltung zur Langen Nacht der Religionen

Mehr als 75 Gemeinden und interreligiöse Initiativen laden am 15. Juni zur 8. Langen Nacht der Religionen ein.
In der Zeit von 12:00 bis 14:00 Uhr ist die Auftaktveranstaltung an der Französischen Kirche geplant. Bürgermeister und Senator Dr. Klaus Lederer wird dort ein Grußwort halten, die Candomblegemeinde ein Treppenreinigungsritual durchführen.
Augenblicklich warten wir noch auf eine Genehmigung des Bezirksamtes. Aktuelle Infos sind unter http://nachtderreligionen.de/ zu finden.
Das Berliner Forum der Religionen wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
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