bfrx2

Newsletter 08/2019 des Berliner Forums der Religionen


Liebe Abonnentin, lieber Abonnent,

das Jahr 2019 neigt sich langsam dem Ende zu. Das Berliner Forum der Religionen war in diesem Jahr auf vielfältige Weise aktiv und hat sich mittlerweile eine solide Basis geschaffen. Hierauf können wir im kommenden Jahr aufbauen und noch stärker solidarisch in die Öffentlichkeit treten.


Vom 23.-30.12.2019 feiern Juden das Weihefest Chanukka. Es erinnert an die Wiedereinweihung des Tempels im Jahr 164 v. d. Z. Die Legende erzählt von einem "Lichtwunder", da im Tempel nur ein kleiner Krug mit Öl erhalten war. Dennoch reichte es auf wundersame Weise acht Tage, bis neues reines Öl gepresst war. An jedem Tag des Festes wird nach Sonnenuntergang eine Kerze an einem neunarmigen Leuchter entzündet. Die erste Kerze in der Mitte ist das "dienende Licht" (Schamasch), die als Symbol für den Menschen steht. Mit dieser Kerze werden von links nach rechts die anderen Kerzen entzündet. Vielfach wird Chanukka als großes Familienfest begangen, an dem Kinder auch Geschenke bekommen.
Viele Christen feiern Weihnachten die Geburt Jesu. Das Fest beginnt hierzulande bereits am 24. Dezember, dem Heiligabend, der eigentlich nur der Vorabend der Geburt ist. Weihnachten wird erst seit dem 4. Jahrhundert am 25./26. Dezember begangen. Die Geburt Jesu wurde bis dahin am 6. Januar gefeiert, wie es noch in vielen orthodoxen Kirchen üblich ist.

Wir wünschen alle Juden, Christen und anderen, die im Dezember Festtage begehen, gesegnete Feiertage!
Auch wünschen wir allen eine besinnliche Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Das Team des Berliner Forums der Religionen

Exkursion zum Haus der Religionen in Hannover

Ulrike Duffing, Diplom-Religionspädagogin und Koordinatorin im Haus der Religionen Hannover, empfing am 25.11.2019 eine Delegation des Berliner Forums der Religionen. Özlem Ögütcü, Ranjit Kaur, Katharina von Bremen, Feride Funda G.-Gencaslan, Ulrike Rogatzki und Michael Bäumer freuten sich auf den Besuch und wurden nicht enttäuscht.

Frau Duffing betonte, dass sich das Haus primär als Bildungshaus versteht und als solches sehr gut angenommen wird. Nicht nur Schulen lassen sich hier informieren, sondern auch Ernährungswissenschaftler und Architekten, Beschäftigte in Krankenhäusern und in anderen Bereichen sowie Privatpersonen. Mehr als 5.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nutzen in jedem Jahr die Angebote des gemeinnützigen Zentrums für interreligiöse und interkulturelle Bildung in Hannover.

Am Beginn vieler Bildungsveranstaltungen werden hier die Menschenrechte und das Grundgesetz verhandelt. Was ist Demokratie? Was bedeutet das für mich? Solche einführenden Fragen sollen die Selbstreflexion anregen.

Präzise ging unsere Gastgeberin auf Geschichte und Struktur des Hauses ein. Inspirierend war besonders der Austausch über religionspädagogische Fragestellungen und die spannenden Herausforderungen des interreligiösen Dialogs.

Wir wünschen Frau Duffing und dem Team des Hauses der Religionen weiterhin viel Erfolg!

Mehr Infos zum Haus gibt es hier: https://www.haus-der-religionen.de/de.

Haus_der_Religionen__0004

Jahreskonferenz des Berliner Forums der Religionen

Das Schaffen geschützer Räume für den interreligiösen Dialog und Solidarität, die gegenseitige Unterstützung, waren zentrale Themen der Jahreskonferenz des Berliner Forums der Religionen, die am 21.11.2019 im Roten Rathaus abgehalten wurde.

Etwa 120 Gäste nahmen an der Konferenz mit dem Titel "Religionen und neue Medien" teil, die Katharina von Bremen professionell moderierte. Haladhara Thaler, Annette Kreutziger-Herr, Fereshta Ludin und zwei Personen aus dem interreligiösen Frauenforum stellten zunächst die vielfältigen Aktivitäten des Forums, insbesondere des Initiativkreises "Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche, im Jahr 2019 vor. Nach einem musikalischen Intermezzo, getragen von Tümata und der AG Musik der Religionen, startete der thematische Teil mit Inputs.

Stefanie Hoffmann von der Stabsstelle Digitalisierung der EKD legte Wert auf einen gesunden Realismus, denn neue Medien machen viel Arbeit. Zugleich betonte sie, dass durch den Einsatz neuer Medien Menschen erreicht werden können, die zuvor noch nicht eine Gemeinde besucht haben.
Gudrun Pannier (Pagane Wege und Gemeinschaften) fokussierte sich auf Sichtbarkeit und Aufklärung bei der Nutzung neuer Medien. Hierzu ist unbedingt die Nutzung von Bildern, Videos, Berichten und Veranstaltungshinweisen anzuraten. Menschen "zum Anfassen" seien besonders attraktiv. Auch äußerte sie den Wunsch nach einer stärkeren Vernetzung der Religionsgemeinschaften in Berlin.
Susanne Billig (DBU) stellte die Frage, ob neue Medien überhaupt gebraucht werden. Die Spannbreite der Nutzung in den buddhistischen Gemeinschaften sei groß. Nur einige wenige Gemeinschaften nutzen Facebook und Twitter, Informationsweitergabe über E-Mail und digitale Newsletter sei aber bedeutender. In den USA steige die Bedeutung von Online-Seminaren.
Iman Reimann vom Deutschen Muslimischen Zentrum ging zunächst auf die Umbenennung ihrer Einrichtung ein. "Deutschsprachiger Muslimkreis" sei nicht mehr passend gewesen für eine wachsende Gemeinde, die sich durch ein geändertes Selbstverständis dieses facelifting verpasst habe. "Wer nicht postet, wird nicht wahrgenommen." Die Arbeit in und mit den neuen Medien ruhe möglichst auf mehreren Schultern.
Sigmount A. Königsberg schließlich ging zunächst auf die Projekte "Belastbare Brücken bauen" und "Solidarisch gegen Hass" ein. In der Berliner Erklärung heißt es dort:
Wir sind Berlinerinnen und Berliner. Wir sind vielfältig – und eine Gemeinschaft.
Wir glauben, dass alle Menschen als Menschen mit gleicher Würde und gleichen unveräußerlichen Rechten ausgestattet, mit Vernunft und Gewissen begabt sowie aufgefordert sind, ihre jeweils besondere Persönlichkeit in verantwortlicher Freiheit zu entfalten und einander im Geiste der Geschwisterlichkeit zu begegnen.
Wir stehen ein für die unantastbare Würde und für das Recht auf Schutz jedes einzelnen Menschen vor der Herabwürdigung, Belästigung, Bedrohung, Misshandlung, Gewalt- und Willkürmaßnahmen wegen der Abstammung oder rassistischer Zuschreibungen, der ethnischen Herkunft oder Herkunftssprache, der Religion oder Weltanschauung, des Geschlechts, der sexuellen Identität, des Alters, einer Behinderung oder des sozialen Status – und wir stehen zusammen.
Wir verteidigen unsere gemeinsamen Grundwerte als bürgerschaftliche Solidargemeinschaft. Denn wer antisemitische, rassistische oder andere chauvinistische Vorurteile in Gewalt- oder sonstige Straftaten umsetzt, greift damit in der Tat die Menschenwürde und uns alle an. Daher stellen wir uns einig solchen Angriffen auf Menschenwürde, Recht und Freiheit entgegen.

Brücken bauen könne auch zu Anfeindungen führen. Dies demonstrierte er u. a. anhand der Kommentare, die Staatssekretärin Sawsan Chebli erhält. Umso wichtiger sei ein solidarisches Zusammenstehen.

In der Pause konnten sich die Teilnehmer mit einem Imbiss stärken und/oder die zahlreichen Infostände meist interreligiöser Initiativen besuchen: Sufi Zentrum Rabbaniyya, House of One, Pagane Wege & Gemeinschaften, Junge Islam Konferenz, meet2respect, Werkstatt Religionen und Weltanschauungen, Jehi'Or, ISKCON Berlin, Katholische Akademie, MuTes Muslimisches Seelsorgetelefon, Belastbare Brücken bauen und das Berliner Forum der Religionen stellten dort ihre Arbeit vor.

In sehr lebhaften Workshops wurden im Anschluss die Inputs vertieft. Über Risiken und Chancen neuer Medien wurde hier ebenso diskutiert wie über deren sinnvollen Einsatz. Lässt sich das Religiöse problemlos im Internet abbilden? Wie können wir Schutzräume in den Medien schaffen? Kapazitätsfragen traten ebenso auf wie der Wunsch nach stärkerer Verbundenheit und Unterstützung.

In der Abschlussrunde stellte Johanna Korneli (ELES) kurz das Projekt "Dialogperspektiven. Religionen und Weltanschauungen im Gespräch" vor, dass sich an alle Förderwerke richtet und konkret die Zielgruppe von 18 bis Mitte 30 anspricht. Digital lasse sich häufig schneller kommunizieren, jedoch solle man nicht immer trennen zwischen dem analogen und digitalen Raum. Beispielhaft berichtete sie über einen antisemtischen Vorfall in Freiburg. Nachdem der Betroffene darüber öffentlich berichtete, wurde über Facebook und WhatsApp eine bundesweite solidarische Aktion organisiert, die dann tatsächlich in Freibrug stattfand. Bedeutsam seien grundsätzlich geschützte Räume auch in der digitalen Welt.
Martin Germer, Pfarrer der Gedächtniskirche, hob auf den Aspekt der Solidarität ab. Konkret sprach er von seinen Kooperationnen mit der NBS, die trotz ihrer guten Integrationsarbeit regelmäßig durch liberale Medien an den Pranger gestellt wird. Es sei wichtig, ein Signal zu senden: Ihr seid nicht allein!
Hartmut Rhein (Beauftragte für Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften) erkennt im täglichen Pressespiegel vor allem die Zeichnung eines negativen Bildes bezüglich Religion. Die wettbewerbsorientierte Medienlandschaft ziele häufig nur auf das Erheischen von Aufmerksamkeit. Neue Medien haben diesen Wettbewerb verstärkt und brächten Religionen in eine Verteidigungshaltung. Auch in der Politik habe der Mut, Position zu beziehen, abgenommen. Grund sei die Verunsicherung wegen einer möglichen negativen Berichterstattung.
Dr. Sabine Schiffer (Leiterin des Instituts für Medienverantwortung) stellte fest, dass der "constructive journalism" dem "deconstructive journalism" gewichen sei. Dieser werde nunmehr für normal gehalten. Sie fordert daher eine systematische Medienbildung an Schulen. Zudem wies sie darauf hin, dass ein Defensivdiskurs immer ein schwacher Diskurs sei und sensible Gespräche zunächst in geschützten Räumen stattfinden sollten. Ereignisse würden erst dann relevant, wenn die etablierten Medien darüber berichten. Auf hasserfüllte Kommentare solle man nicht antworten, weil man sie dann für relevant erkläre. Wichtig sei die Suche nach Verbündeten und Multiplikatoren.

In seinem Schlusswort ging Hartmut Rhein darauf ein, dass besonders in der Anfangsphase ein Austausch in geschützten Räumen wichtig ist. Das Berliner Forum der Religionen sei jetzt stabiler und können in eine zweite Phase übergehen, die öffentlichkeitswirksamer ist. Zudem legte er großen Wert auf Solidarität. Die gegenseitige Unterstützung müsse teilweise noch eingeübt werden, sei aber unabdingbar.

Jahreskonferenz

Exkursionen mit 50 Schülern

Etwa 50 Berufsfachschülerinnen und -schüler hatten sich eine Woche intensiv mit dem Thema Frieden auseinandergesetzt. Zum Abschluss am 15.11.2019 organisierte das Berliner Forum der Religionen Exkursionen in sakrale Räume und Gespräche mit gläubigen Menschen.
Zu Beginn des Treffens referierte Bettina Birkner, Leiterin des Kathedralforums St. Hedwig, über Bernhard Lichtenberg. Dieser war ein deutscher Priester und Berliner Dompropst, der während der nationalsozialistischen Diktatur öffentlich für die Verfolgten eintrat und von der römisch-katholischen Kirche als Märtyrer und Seliger verehrt. Bernhard Lichtenberg zählt zu den Gerechten unter den Völkern in Yad Vashem.
Patricia Wulle und Özlem Ögütcü begleiteten anschließend in den Sri-Ganesha-Hindu-Tempel und das Kulturzentrum Anatolischer Aleviten. Der Ausflug zum Buddhistischen Tor wurde von einer der Lehrerinnen begleitet. Michael Bäumer führte die verbleibenden Schüler zum Bebelplatz und erläuterte das an die Bücherverbrennung erinnernde Denkmal. Wenig später stieß Herr Baron von der Synagoge Rykestraße hinzu, der auf zentrale Aspekte des Judentums einging.
In der abschließenden Feedbackrunde betonte die Gruppe, dass sie viel Neues kennengelernt habe und durch die Begegnungen inspiriert wurde.

20191115_01

Multireligiöses Friedensgebet

Am 07.11.2019 luden das House of One und das Berliner Forum der Religionen in die Kapelle der Versöhnung zu einem multireligiösen Friedensgebet ein.

Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten, Sikhs, Baha'i und Pagane drückten eindrücklich im Gedenken an den Mauerfall ihre Friedenswünsche aus. Im Gemeindehaus fand anschließend noch ein reger Austausch statt.

20191107_friedensgebet_02

Dialogstudientag

Unter der Moderation von Thomas Würtz wurde am 27.10.2019 der Dialogstudientag "Gegenwart & Zukunftsperspektiven des interreligiösen Dialoges in Berlin" abgehalten. Zahlreiche Besucher konnten in der Katholischen Akademie empfangen werden.

Auch Mitglieder des Berliner Forums der Religionen gehörten zu den Referenten und Diskussionspartnern. Gerdi Nützel zeigte eine Binnenperspektive des interreligiösen Dialogs in Berlin auf, Ranjit Kaur stellte die vielfältigen Aktivitäten des Forums dar und Peter Amsler sprach über die Entstehungsgeschichte sowie Chancen und Herausforderungen der Langen Nacht der Religionen. Zum abschließenden Podiumsgespräch wurde auch Michael Bäumer gebeten.

Entwicklungsfachtag

Zum Aufbau eines interreligiösen Trainer*innennetzwerkes führte der Initiativkreis Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche (IK DIREKIJU) in Kooperation mit der Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS), LIFE e.V. am 26.10.2019 einen Entwicklungsfachtag zum Thema „Religiöse und weltanschauliche Vielfalt an der Schule gestalten“ durch. Ziel des Fachtages war es, die Fortbildung und den Aufbau eines interreligiösen Teamer*innennetzwerk zur Durchführung von Fortbildungen für Lehrkräfte und Pädagog*innen für Berliner Schulen vorzubereiten bzw. zu entwickeln.

Aliyeh Yegane ging in ihrem Input auf die Grundlagen von Diversitätsansätzen und den Diskriminierungsschutz zur Dimension Religion ein, wozu sie auch die Erfahrungen von ADAS einflocht.

Selbstreflexion des Bilds der eigenen Religion sowie Bilder von den Weltanschauungen Anderer und das Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten und Unterschieden war das Thema des ersten Workshops. Ebenen der Ausgrenzung und Diskriminierung wurden anhand der vier Is (Ideologie, Institution, Interaktion und Individuum) in einem zweiten Workshop exemplarisch erarbeitet.

Joshua Moir von der Universität Trier erläuterte in seinem Vortrag kompetent und plastisch die verfassungsrechtlichen Grundlagen zu Religion und Weltanschauung in der Schule.

Die abschließende Runde diente dem Feedback und dem Austausch über Anforderungen und Themenwünsche für die geplante Fortbildung.

veranstaltungsteam

Fachtag RESPEKT

Am 23.10.2019 fand im Neuen Glashaus des Botanischen Gartens der Fachtag Respekt mit dem Untertitel "Vielfalt über Grenzen hinweg - demokratische Schulkultur des Miteinander" statt. Eingeladen hatte der Fortbildungsverbund 3 Schulteams, Lehrer/-innen, Sozialpädagogen/-innen und Schulleitungen.

Auf dem "Markt der Partner" hatte auch das Berliner Forum der Religionen die Möglichkeit, sich und seine Arbeit vorzustellen. Özlem Ögütcü und Michael Bäumer vom Forum sowie Andrea Kaiser vom Initiativkreis "Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche" konnten viele anregende Gespräche führen. Die Lehrkräfte waren besonders an den Exkursionen zu sakralen Orten und den Begegnungen mit religiösen Menschen interessiert, die auch vom Initiativkreis angeboten werden. Wir sind gespannt auf die kommenden Anfragen.

20191023_fachtag_03_1024

Philosophierunde

Am Dienstag, dem 22.10.2019 wurde im Café Schmaus & Plausch eine Philosophierunde zum Thema „Religion“ im Rahmen des Kultur-Seminars des Club Dialog e.V. für Bundesfreiwillige (Alter 20-50 Jahre) abgehalten.

Nach einer kurzen Vorstellung der Arbeit des BFDR hat Özlem Öğütcü, pädagogische Referentin des BFDR, die philosophische Runde mit der Frage „Was ist Realität?“ eingeleitet.

In gemütlicher Atmosphäre und Bereitstellung der Menütafel des Cafés waren die Teilnehmer*innen dazu aufgefordert, erste Assoziationen in den Raum zu rufen, welche dann auf der Tafel festgehalten wurden.

Somit könne Realität nachgewiesen werden, sie ist mit den Sinnen wahrnehmbar und stellt eine eigene Wahrheit dar. Realität ist subjektives Empfinden. Sie ist eine Illusion und kann aber auch eine Weltdeutung sein. Für einen Teilnehmer* stellt Realität Ehrlichkeit dar.

In diesem Zusammenhang besprach die Gruppe die Themen Wahrheit und Ehrlichkeit sowie (hegemoniale) Geschichtsschreibung, wie auch die Konstruktion von Zeit. Somit wurde eine Basis für die Erkenntnis in der Gruppe geschaffen, dass viele Wahrheiten gleichzeitig und nebeneinander existieren und dass das Individuum sich inmitten befindet.

Nach der Begriffsfindung (Realität = Wahrheit) im Plenum wurde über die Tatsache gesprochen, dass z.B. nicht nur Zeit sondern auch Realität konstruiert ist und inwiefern ein Individuum die gleiche Realität mit einem anderen Individuum teilen könne.

Dabei traten die Themen Sprache und Schrift in den Vordergrund. Über die Sprachen verständige sich das Individuum und erteilt ihm erstmal die Chance, interaktiv zu verstehen, sich auszutauschen, gegebenenfalls Erkenntnisse aufzuschreiben und sich mit jemandem oder etwas zu identifizieren.

Über einen kurzen Exkurs zu Michail Bulgakovs Roman „Der Meister und Margharita“, welchen viele der Anwesenden bereits gelesen hatten, konnte Multiperspektivität und Kunst besprochen werden. Der Roman wird durch eine alternative Erzählung über Pontius Pilatus‘ Treffen mit Jesus eingeleitet.

Relativ bald bemerkten die Teilnehmer*innen des Kultur-Seminars von Club Dialog e.V. die Verbindung zu Religion.

Mit der Einleitung, dass lediglich Arbeitsdefinitionen zu Religion bestehen, fing der zweite Teil des Workshops an.

Von einem Arbeitsblatt ausgehend wurden verschiedene Begriffe auf der Tafel geclustert. Dabei wurden die Begriffe „Glaube“, „Schöpfung“, „Weg“, „Koran“, „Sicherheit“ und „Liebe“ mehrmals genannt.

Auf den Buddhismus eingehend, konnte an dem Begriff „Schöpfung“ gut dargestellt werden, dass nicht alle Religionen und Weltanschauungen über einen Schöpfergott verfügen.

Im Anschluss an diese Übung wurden drei Gruppen eingeteilt, in der die Teilnehmer*innen das zuvor Besprochene mit der Hilfe des Tafelbildes diskursiv eine Aussage zu den Orbitalen „Realität“ und „Religion“ schriftlich festhalten und dem Plenum vortragen sollten.

Vielen der Teilnehmer*innen war es wichtig darauf hinzuweisen, dass Religion etwas außerordentlich Persönliches sei, über das man nicht einfach sprechen mag oder kann.

Das interreligiöse Gespräch

Am 17.10.2019 nahm Michael Bäumer am interreligiösen Gespräch zum Thema Was ist Religion? der Zwölf Apostel Kirchengemeinde teil.
Zu Beginn wurden die Teilnehmer um die Nennung von drei für sie zentralen Begriffen in Bezug auf Religion gebeten. Die Spannbreite war groß, unter den Mehrfachnennungen stach "Liebe" hervor. Anschließend wurde auf die vielschichtige Begriffsgeschichte von Religion eingegangen. Ebenso wurde darüber diskutiert, dass die Zuschreibungen "religiös" oder "Gläubige" besser für einen Dialog geeignet sind als "Religionen".

Dem Austausch persönlicher Erfahrungen mit Glaube und Gebet aus christlicher und buddhistischer Sicht folgte eine kleine Feier zum 20-Jährigen Bestehens des interreligiösen Gesprächs.

Zweiter Bundeskongress der Räte der Religionen

Gerdi Nützel und Jan Aaron Hammel nahmen als Vertreter des Berliner Forums der Religionen am Kongress teil.

Pressemitteilung

Der 2. Bundeskongress der deutschen Räte der Religionen fand von Sonntag 22.09. auf Montag 23.09. in Hannover statt.

35 Interreligiöse Gremien aus Städten und Landkreisen in ganz Deutschland verhandelten Themen des interreligiösen Dialogs, des Zueinanders von Staat und Religion und berieten sich wechselseitig zu aktuellen Themen. Prof. Dr. Hans Michael Heinig, Professor für Religionsverfassungsrecht an der Universität Göttingen, sprach über das Gleichbehandlungsgebot des Grundgesetzes und darüber, dass eine staatliche ‚Neutralität‘ die kommunale Förderung lokaler Religionsgemeinschaften keineswegs ausschließt, sondern sie eher gebietet, sofern niemand diskriminiert wird.

Auf einem Empfang der Region Hannover im historischen „neuen Rathaus“ unterstrich die Sozialdezernentin der Stadt Hannover, Konstanze Beckedorf, wie eng und erfolgreich vor Ort mit dem Rat der Religionen zusammengearbeitet werde. „Wir freuen uns sehr über den offenen und großzügigen Empfang in Hannover, der alle Delegierten für ihr weiteres Engagement ermutigt und bei dem wir neue Netzwerke knüpfen konnten“, so Hamideh Mohagheghi vom Haus der Religionen Hannover.

Zum Abschluss des Kongresses verabschiedeten die anwesenden Räte einmütig eine gemeinsame Erklärung, die das Zueinander von Kommune und Religionen grundsätzlich bestimmt und ein deutliches Bekenntnis zu den Werten des Grundgesetzes formuliert.

Nach dem ersten Kongress in Frankfurt 2018 ist der Bundeskongress der Räte der Religionen nun zu einer festen Einrichtung geworden. Der nächste Kongress findet am 13./14. September 2020 in Essen statt.

Der zweite Bundeskongress der Räte der Religionen wurde gefördert von der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Dr. Buhmann-Stiftung für interreligiöse Verständigung. Schirmherrschaft: Deutscher Städtetag.

Erklärung des 2. Bundeskongresses der Räte der Religionen

Kinder- und Jugendfest 2019

Am 20.09.2019 hat der Initiativkreis Dialog der Religionen für Kinder und Jugendliche (fortan IK DIREKIJU) des Berliner Forums der Religionen im Rahmen der 8. Begegnungstage im und um den Graefe-Kiez das interreligiöse und interkulturelle Kinder- und Jugendfest ausgerichtet.

Durch das Willkommenstor schreitend wurden die kleinen und großen Gäste dazu eingeladen, in einem interreligiösen Pop-Up-Space mit Sonnenschein, Seifenblasen, Räucherwerk und fliegenden Luftballons ihren Sinnen und Gedanken freien Lauf zu lassen.

Der Kita-Chor der St. Christophorus-Gemeinde eröffnete das Fest mit einer tollen Darbietung glaubens- und lebensfroher Lieder. Im Anschluss begrüßten Katharina von Bremen, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Freunde und Freundinnen des Berliner Forum der Religionen e.V., und Özlem Öğütcü, Referentin des Berliner Forums der Religionen, die Festgemeinde.
Auch das Kinder- und Jugendfest reihte sich mit dem Elemente Ritual der Seedgroup des Ordens der Barden, Ovaten und Druiden in den Klimastreik des Weltklimatages ein. Dafür wurden alle Elemente angerufen.

Die Künstlerin Käthe Kopf performierte mit der Requisite „Sitzmond“ von Lena Kiss ihr Stück „Disku-Tiere!“, ein Tanztiergedicht, welches sie bereits 2017 für einen Performance-Parcours für Kinder mit dem Namen "Labyrinth. Labor Politik" zum Thema Demokratie geschrieben und uraufgeführt hatte.
Beim Aktionstisch von ISKCON Berlin konnten die Gäste in den Geschmack von selbstgemachtem Mango Lassi kommen und positive Buttons herstellen. Gleichzeitig konnten sich Kinder hinduistische Segenszeichen aufmalen lassen.

Auch dieses Jahr gab es wieder die Möglichkeit, mit Fereshta Ludin und Andrea Kaiser Gebetshäuser zu bauen.

Reinhard Kees vom Interkulturellen Zentrum Genezareth lud mit seinem Interkulinarischen Memory dazu ein, neue Geschmäcker zu entdecken und sie sich gleichzeitig zu merken und wieder zu finden.
Am Aktionstisch von Odelia Orgu konnten die Gäste mit der Vorlage der eigenen Hand und mächtig viel Glitzer einen Khamsa Magneten zum Schutz vor dem Bösen Blick basteln.

Mit Peter Amsler von der Bahaí Gemeinde Zehlendorf konnte man sich zum Speckstein schleifen animieren lassen. Die Kinder durften sich mit Schleifwerkzeug und Speckstein ausprobieren.

Um 16.00 Uhr fuhr als Festaktion das meet2respect Tandem, besetzt mit Ender Ҫetin und Dr. Clemens Bethge vor und hielten eine starke Rede zum Thema Diskriminierung, Toleranz und Akzeptanz. Gestärkt von diesen Worten und auch dem Kuchen und Kaffee, welcher von den umliegenden Gemeinden eigens für das Fest gespendet wurde, konnten sich die Gäste bei einer Glitzermeditation mit Friederike von Born Fallois von Rigpa e.V. in Achtsamkeit üben.
Amna Khan beglückte die Gäste mit Ihren Henna-Malerei-Fähigkeiten.

Gabi Happe von der ufa-Fabrik bot einen interaktiven Trommelworkshop an.

Am Aktionstisch von Feride Funda G. Gençaslan und xyz konnte man interaktiv in die Kopftuchbindetechniken eingeführt werden.

Beim Spiegel der Erkenntnis, betreut von Lea Stein und Friederike Völk, wurden die Gäste mit Glitzer geschminkt. Demnach sahen wir viele sogenannte „Ice Queens*“ über das Fest schreiten und sich dem diversen Festangebot widmen.

Gegen 16.15 Uhr ließ das Saz-Ensemble der Alevitischen Gemeinde zu Berlin e.V. auf dem Hohenstaufenplatz jahrhundertealte, alevitische Lieder erklingen. Zwei Sazspieler*, eine Vocalistin* und ein Kontrabass-Spieler* entführten die Festgemeinde mit ihrem Klangteppich in die alevitische Musikkultur.

Antje Lencer legte während des Festes einen Feueraltar aus Naturmaterialien, sodass die Kinder ihr dabei zuschauen konnten. Dabei erklärte sie, was sie aufbaut und begleitete ihr Programm mit Gitarrenklang und drei für das Ritual wichtigen Liedern.

Zu weiteren Klängen aus den Religionen verhalfen uns Holger Budig und „the free devoteés“. Mit weiteren muslimischen Klängen, hinduistischem, christlichen, jüdischem Gesang und Piano-Improvisation nahm das Fest langsam ein Ende.

Alle noch anwesenden kleinen Gäste bekamen einen mit Helium gefüllten Ballon als Erinnerung an das Interreligiöse und Interkulturelle Kinder- und Jugendfest des IK DIREKIJU.
Die Anzahl der kleinen Besucher*innen wird auf 65 geschätzt. Am Ende waren nämlich alle 40 Luftballons vergeben, klar ist aber, dass mehr Kinder vor Ort waren.

kinderfest_meditation_02

Multireligiöses Friedensgebet

Die Kraft des Glaubens ist unbeschreiblich verbindend und wohltuend. Spiritualität entspringt aus der gesunden Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und zur Natur.
Am 11.09.2019 hatten wir, die am multireligiösen Gebet Beteiligten, uns und unsere Mitmenschen mit einem Friedensgebet in der Gedächtniskirche für ein friedvolles Miteinander zu stärken versucht.

Vielen Dank an
Pfarrer Georg Hohberg, Pfarrerin Oxen, Imam Kadir Kadir Sancı und Osman Örs für die Organisation und Durchführung.

Hier sind die Beteiligten am multireligiösen Gebet:
Pfarrerin Katherin Oxen (Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirchengemeinde), Pfarrer Gregor Hohberg (House of One), Imam Kadir Sanci (House of One), Viktoria Klaus Häußler (House of One), Reverend Christopher Jage-Bowler (Anglikanische Gemeinde St.George's Berlin), Max Feldhake (Abraham Geiger Kolleg), Imam Taha Sabri (Dar As-Salam Moschee), Andreas Kaczynski (Diözesanrat Berlin), Fereshta Ludin (Berliner Forum der Religionen), Imam Said Ahmed Arif (Ahmaddiyya Muslim Gemeinde).

Das Berliner Forum der Religionen wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Sie erhalten diesen Newsletter, weil Sie uns schriftlich oder mündlich darum gebeten haben, in den Verteiler aufgenommen zu werden. Eine Weitergabe Ihrer Daten an Dritte erfolgt nicht. Die Daten werden ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet.
Sie können Ihr Abonnement jederzeit kündigen. Zu diesem Zweck findet sich in jedem Newsletter ein entsprechender Link.
Natürlich stehen Ihnen alle Rechte an Ihren Daten zu, insbesondere das Recht auf Auskunft, auf Berichtigung, auf Einschränkung der Verarbeitung, auf Löschung, auf Unterrichtung, auf Datenübertragung, auf Widerspruch, auf Widerruf und auf Beschwerde. Unsere Datenschutzhinweise können Sie ausführlich auf unserer Internetseite nachlesen.
Es grüßt Sie herzlich das Team des Berliner Forums der Religionen.
Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende auf das Konto des Fördervereins
„Freundinnen und Freunde des Berliner Forums der Religionen e. V.“.
BIC/SWIFT: BELADEBEXXX · IBAN: DE90 1005 0000 0190 4752 00
facebook