Zu Baisakhi

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Von Ranjit Kaur und Amarjeet Singh

Viele Religionen haben ihre Märtyrer. Das sind die Religionsführer oder Gläubigen, die zum Schutz ihrer Glaubensgemeinschaft ihr Leben opfern mussten. Sie wurden eingekerkert, gefoltert, oder brutalerweise von andersgläubigen Herrschern umgebracht. Beispiele gibt es viele. Aber dass jemand zum Schutz der Gläubigen einer anderen Religion sein Leben opfert, ist einmalig und beispiellos.

Es war im Jahr 1675 als Guru Teg Bahadur, der neunte Guru der Sikhs, im Zentrum von Delhi, der Hauptstadt Indiens, öffentlich hingerichtet wurde. Damals herrschte in Indien der Moghul Kaiser Aurangzeb, ein sehr fanatischer Sunni-Moslem. Er wollte mit allen Mitteln, auch mit Gewalt, ganz Indien zum Islam bekehren. Damals war Indien überwiegend von Gläubigen der Hindu Religion bevölkert. Die Todesschwadrone der Regierung verfolgten die Hindus, schändeten deren Tempel und Gebetsstätten. Männer, Frauen und auch Kinder wurden gefoltert und umgebracht, wenn sie sich nicht zum Islam bekehren lassen wollten. Für Nichtmuslime wurde die Lage unerträglich. Einige führende Hindugeistliche der höheren Brahamanenkaste aus Kashmir, damals die Hochburg der Hindureligion, sahen keinen Ausweg aus der katastrophal Lage. Als letzte Hoffnung kamen sie hilfesuchend zu Guru Teg Bahadur nach Anandpur Sahib. Sie trugen ihre Leiden und ihre hilflose Lage vor und baten um Rat und Hilfe.
Guru Teg Bahadur schlug vor, dass die Brahmanen dem Kaiser kundtun sollten, dass wenn er den Guru der Sikhs zum Islam bekehren könnte, werden auch die Brahmanen sich zum Islam bekehren lassen. Die Moghul Herrscher dachten, „nichts ist leichter als das“. Guru Teg Bahadur wurde daraufhin verhaftet. In einen Käfig gesperrt, zusammen mit einigen seiner Jünger, wurde er nach Delhi gebracht. Mit allen Mitteln wurde versucht, den Guru zum Islam zu bekehren.
Als alle Bemühungen und Drohungen fehlschlugen, fingen die Regierungssoldaten an Gewalt anzuwenden. Erst wurden einige seiner Jünger vor seinen Augen zu Tode gefoltert, aber der Guru blieb standhaft und ließ sich nicht bekehren. Als alle Mittel, den Guru umzustimmen fehlschlugen, wurde der Guru öffenlich an der Hauptkreuzung von Delhi, Chandni Chowk, enthauptet.
So wurde Guru Teg Bahadur der erste Märtyrer, der sein Leben zum Schutz einer anderen Religion opferte. Das war vielleicht das erste Beispiel, das vom Schutz der Menschenrechte Zeugnis gab, wovon heute viel gesprochen wird.
Der 400. Geburtstag von Guru Teg Behadur wird zur Zeit in der ganzen Sikh Welt gefeiert.
Dieses Opfer Teg Bahadurs brachte eine Welle der Bestürzung in die indischen Massen. Guru Gobind Singh, der Sohn und Nachfolger von Guru Teg Bahadur entschloss sich, Terror und Gewalt nicht mehr stillschweigend zu dulden.
Im April 1699 während des Baisakhi Fests gründete er den Sikh Orden der Khalsa. Von da an wurde Khalsa bewaffnet und in Kampfkünsten ausgebildet, damit ihre Anhänger Widerstand gegen das Unrecht und die Tyrannei leisten konnten.