Religionssensible Hospiz- und Palliativarbeit
Der eigene Glaube und die eigene Spiritualität bieten auch in einer Zeit der Entkirchlichung für viele
Menschen einen wichtigen Halt am Lebensende. Insbesondere in Berlin wird die religiöse Landschaft immer vielfältiger. In der deutschen Migrationsgesellschaft und speziell in Berlin wächst der Anteil von Menschen mit ausländischem Hintergrund beständig an. Für viele der ehemaligen Gastarbeiter und ihrer Kinder ist es mit großen Schwierigkeiten verbunden, sich im deutschen Sozial-, Gesundheits- und Pflegesystem zurechtzufinden.
So fragen wir, die Zentrale Anlaufstelle Hospiz, Bereich Interkulturelle Öffnung und das Berliner Forum der Religionen, uns: Wie kann ein religions- und kultursensibler Umgang geleistet werden und welche Unterstützung und Kompetenzen brauchen Begleiter:innen und Fachkräfte?
Seit 2022 arbeiten wir gemeinsam mit Expert:innen zu dieser Thematik. Unsere erste interreligiöse Fachtagung Umgang mit Trauer und Tod in verschiedenen Kulturen und Religionen wurde am 23.08.2022 mit 78 Teilnehmer:innen erfolgreich durchgeführt. Im Publikum saßen primär Menschen, die sich im Palliativ- und Hospizbereich engagieren, aber auch Angestellte von Polizei und LKA sowie viele andere Interessierte.
Handout und Checklisten
Dem Bedarf nach intensiveren Einblicken in muslimische Bedarfe kamen wir im Laufe des Jahes 2023 nach, indem wir das Handout für kultursensibles Handeln im Palliativ- und Hospizbereich am Beispiel des Islam entwickelten.
Auf der Fachtagung am 26.10.2023 mit dem Titel Wie möchtest du sterben? Kultursensibel leben, würdevoll sterben wurden das Handout sowie Checklisten vorgestellt.
In der Checkliste für kultursensibles Handeln im Hospiz- und Palliativ-Bereich gibt Dr. Siavash Tehrani (SAPV-Arzt) Pflegekräften und Patient:innen Leitlinien für eine gelingende interkulturelle Kommunikation an die Hand. Dabei setzt er auf das in Pflegekreisen bekannte Kitteltaschenformat – zugeschnitten auf den medizinischen Praxisalltag. Die Checkliste sollen Pflegekräfte ihren Patient:innen zu Beginn der Behandlung überreichen. „Das schafft Vertrauen und Verbindlichkeit“, so Tehrani. Die Patient:innen informiert die Liste über ihre Rechte und weitere Anlaufstellen. Die Pflegenden werden darin unterstützt, die Autonomie und Würde der Patient:innen zu wahren.
Imam Said Arif stellte das „Handout für kultursensibles Handeln in der Hospiz-und Palliativcare: Islam“ vor. Er betonte den hohen Informationsbedarf – Pflegekräfte fragen ihn regelmäßig in der Moschee um Rat. Herausfordernd waren für Arif die regionalen Unterschiede der muslimischen Glaubenspraxis. Weil die Handreichung den Pflegenden eine erste Orientierung vermitteln soll, wurde es so allgemein wie möglich gestaltet. Das Handout wird in Hospizen verteilt, aber auch in Moscheen und überall, wo muslimische Seelsorge gebraucht wird.
Handout und Checklisten (in acht Sprachen) stehen zum Download zur Verfügung.
Auf der Fachtagung wurde auch der neue Name des Projekts bekanntgegeben: Religionssensible Hospiz- und Palliativarbeit (ReHoP).
Ausblick
Nach und nach werden Handouts zu anderen Religionen entwickelt. Für das Jahr 2024 gilt die Konzentration dem Buddhismus.