Interreligiöses Frauenforum im September 2018
Thema: Skepsis gegenüber der eigenen Religion/ Organisation. Woran reibe ich mich in
meiner eigenen Religion/ Tradition? Und was gefällt mir richtig gut?

Bei unserem Treffen im September 2018 haben wir uns darüber ausgetauscht, woran wir uns
an unserer eigenen Religion beziehungsweise Religionsgemeinschaft stören, woran wir uns
reiben. Kritik an der eignen Religion/ Religionsgemeinschaft zu äußern und Skepsis am
eigenen Glauben zu äußern, erfordert Mut. Der geschützte Rahmen unseres Treffens und das
große Vertrauen, das wir inzwischen zueinander haben, hat ein offenes und (selbst-)kritisches
Gespräch zu dem Thema ermöglicht.
Und obwohl uns Frauen so viele Kritik-Punkte eingefallen sind, wurde doch deutlich, dass wir
alle gerne und überzeugt Gläubige unserer Religionen und Mitglieder unserer
Gemeinschaften sind. In einer Abschlussrunde – die hier nicht dokumentiert ist, weil wir die
Antworten spontan gegeben haben – haben wir zusammengetragen, was uns gut gefällt und
was uns unsere Tradition bedeutet.

Was belastet dich im Hinblick auf die Vergangenheit, die Geschichte deiner Religion?

  • Hexenverbrennungen.
  • Kreuzzüge.
  • Verquickung Kirche – weltliche Herrschaft.
  • Gewaltsame „Missionierung“, z.B. der indigenen Völker, verbunden mit Ausrottung.
  • Reichtum der Kirche – Bereicherung.
  • Rolle der Kirche in der Nazizeit: Kirche hat versagt.
  • Verhalten den Juden/ Jüdinnen gegenüber.
  • Dass die Praktizierenden oft in der Vergangenheit sich von Obrigkeiten und anderen
    Vorteilen verführen lassen haben und einfache Menschen im Stich gelassen haben.
  • Dass im Namen Gottes oder einzelner Konfessionen Kriege gerechtfertigt wurden.
  • Kirche hat die Botschaft Jesu genutzt, um Menschen klein zu machen und zu
    unterdrücken.
  • Ich kann da nichts schreiben.

Woran reibst du dich in deiner Religion/ deiner Religionsgemeinschaft?

  • Dass der sexuelle Missbrauch so lange verschwiegen und vertuscht wurde.
  • Zu wenig Spiritualität/ gemeinschaftliches Erleben.
  • Zu wenig Fokus auf das Wesentliche/ die Botschaft.
  • Zu viel Beschäftigung mit der Kirche als Institution.
  • Dass so viel Geld, Zeit, Kraft und Personal in strukturelle Veränderungen gesteckt
    wird und wenig auf geistliche/ spirituelle Veränderungsmöglichkeiten vertraut wird.
  • Dass Kirche zu leise ist, zu wenig aufschreit und etwas wagt für Gerechtigkeit und
    Frieden. (Kirche zu vorsichtig im politischen Wirken?)
  • Dass Kirche und einzelne Christ*innen oft nicht bereit sind, über den Tellerrand der
    eigenen Religion zu blicken und andere Menschen/ Religionen herabsetzen.
  • Dass immer behauptet wird, dass Frauen gleich viel wert sind, dass sie aber nicht die
    gleichen Rechte haben.
  • Dass Kirche eine Institution ist mit Hierarchien.
  • Dass behauptet wird, wir brauchen keine Geschlechtergerechtigkeit mehr – alles
    wäre erreicht!
  • Dass die Verbesserung eines Charakters manchmal recht mühselig ist.
  • Was ist Buddhismus und was ist japanische Tradition? Wie lassen sich Begriffe/
    Konzepte in unsere Kultur/ Sprache übertragen?
  • Manchmal reibe ich mich mit Menschen meiner Religionsgemeinschaft solange, bis
    für mich ein klares Verhältnis entsteht.
  • Wie schaffen wir es als Laienbewegung, die vielen Aufgaben zu bewältigen?

Was wünscht du dir für die Zukunft bzgl. deiner Religion/ Religionsgemeinschaft?

  • Gemeinsame Entwicklung.
  • Mehr gemeinsame Meditation.
  • Weitere Entwicklung von Vielfalt.
  • Dass Frauen Zugang zu allen Ämtern haben!!
  • Dass wir eine noch breitere Gruppe unterschiedlicher Menschen erreichen und uns
    mit gesellschaftlich drängenden Fragen befassen (Bezug Buddhismus – Gesellschaft).
  • Mehr von der Philosophie in Gesellschaft integrieren. (Die Würde der Vielfalt und
    mehr Kontakt mit anderen Religionen.)
  • Mehr Fokus auf das Wesentliche.
  • Dass wir als Christ*innen in der Welt leben und die Nachfolge Jesu durch unser Leben
    sichtbar machen.
  • Kirche als Lebensraum für gleichberechtigtes, friedliches Miteinander aller Menschen
    weltweit und spirituelle Kraftquelle.
  • Dass mehr jüngere Menschen angesprochen werden können.
  • Dass wir als Christ*innen die Veränderung der „Volkskirche“ nicht als Bedrohung
    oder Verlust, sondern als Chance für geistliche Gemeinschaften sehen können.
  • Dass wir „Salz und Licht für die Welt“, d.h. Hoffnungsträger*innen, bleiben.
  • Weniger Institution und Hierarchie in den Kirchen,

Statements zum Thema von Frauen aus unserem Kreis, die am 17. September 2018 nicht
dabei sein konnten:

  • Mich fordert an meiner Religion vieles heraus, z. B. das Leben in der Nachfolge, das
    Einhalten des Friedensgedanken, die autarke Gemeindestruktur, dass ich mit Gott
    versöhnt bin, allein aus Gnade, aus dem Glauben. Die Heilige Schrift halte ich über alle
    menschlichen Schätze, aber nicht so hoch wie das Wort Gottes.

Taube – Friedenstaube

Früher, ungefähr 2000 Jahre vor Christus, war die Taube noch kein “Feind”, sondern ein verlässlicher Freund des Menschen. Schon früh wurde sie domestiziert. Die Sumerer hielten die Tauben als Fleischlieferanten und Lockvögel, um Greifvögel zu fangen. Die alten Ägypter schätzten die Tauben vor allem wegen ihrer Exkremente, denn Taubenkot eignet sich gut zum Düngen. Die Römer hielten die Tiere in riesigen Taubenschlägen, um sie als Delikatessen zu verspeisen. Tauben sind schnell, sie erreichen bis zu 160 Kilometer pro Stunde. Zudem haben sie eine hervorragende Orientierung und einen starken Trieb, in ihren Heimatschlag zurückzukehren. Die Araber waren im 9. Jahrhundert die ersten, die auf die Idee kamen, diese Fähigkeit der Tauben im großen Stil zu nutzen. Sie richteten eine professionelle Taubenpost ein. Brieftauben können bis zu 120 km/h fliegen. Zur Orientierung benutzen sie das Magnetfeld der Erde. Wenn keine Wolken dazwischen sind, können Tauben 35 km weit scharf sehen. Sie erkennen Farben, zusätzlich aber auch noch ultraviolettes Licht. Tauben sind in der Lage, sich bis zu 275 Muster zu merken und zwar jahrelang. Selbst auf Fotos erkennen sie eine bestimmte Person, und zwar selbst dann, wenn sie anders angezogen ist.

Meist leben sie monogam und sind sehr fruchtbar.

Tauben spielen in allen Kulturen eine Rolle, werden oft mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht, gelten z.B. auch als Götterboten. In der Antike war die Taube Sinnbild von Sanftmut, Einfalt und Unschuld –weil man annahm, sie besitze keine Galle und sei daher frei von allem Bösen und Bitteren. So wurde sie auch zu einem Opfertier. Im alten Indien und bei einigen germanischen Stämmen galt die Taube als „Seelenvogel“.

Im Alten Testament ließ Noah, der Erbauer der Arche, drei Tauben ausfliegen, um die Höhe der Sintflut zu testen. Die zweite kam mit einem frischen Ölzweig im Schnabel zurück –ein Zeichen, dass das Wasser gesunken war. Somit wurde die Taube zum Symbol der Versöhnung Gottes mit den Menschen. Die Taube heißt auf Hebräisch „Jona“. Jona war auch ein Bote Gottes, der nach Ninive gesandt wurde, um die Menschen dort vom Bösen zur Umkehr (vom “bösen Wege und vom Frevel seiner Hände”) zu rufen, also zu einem friedlichen Miteinander.

Im Neuen Testament ist bei der Taufe von Jesus zu lesen: „öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen“. Fortan galt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der Heiligen Geistkraft. In der christlichen Kunst nahm die Seele die Gestaltder Taube an, und auch die Ikonographie stellt den Heiligen Geist, die heilige Geistkraft als weiße Taube dar.

Der Islam erwähnt nicht wie die christlichen und jüdischen Traditionen, dass Noah Tauben gesandt habe, um nach trockenem Land Ausschau zu halten. Aber im Koran steht unter anderem geschrieben, dass eine Taube den Propheten Mohammed vor dem Tod bewahrt habe. Auf der Flucht vor Feinden soll sich Mohammed in einer Höhle versteckt haben, dann hat eine Taube vor dem Eingang ein Nest gebaut (und eine Spinne ihr Netz). Dies ließ die Feinde glauben, dass sich in der Höhle niemand befinden könnte, sonst wäre die Taube schließlich kurz zuvor aufgeschreckt worden. Über diese Geschichte hinaus wird der Taube im Koran die Rolle des Wegweisers zuerkannt. In der islamischen Tradition wird Mohammed verschiedentlich mit einer Taube auf der Schulter dargestellt.

In einigen Märchen der Barockzeit (14. Jh) waren es Tauben, die im „Krieg der Vögel“ den Frieden stifteten. Allerdings hat dies keine verhaltensbiologische Entsprechung, da Tauben untereinander aggressiv und angriffslustig sind, jedoch Menschen gegenüber friedfertig und sanftmütig.

Die Taube ist auch Symbol der Liebe. In der klassischen Antike galt sie als Verkörperung vieler weiblicher Eigenschaften, und vor allem die weiße Taube war als heiliger Vogel der griechischen Liebesgöttin Aphrodite und der römischen Göttin Venus gewidmet. Auch der mesopotamischen Ištar und der Himmelsgöttin Astarte war die Taube heilig. Sie stand für Liebe und Fruchtbarkeit. Im alttestamentlichen Hohelied wird die Liebste umworben mit den Worten „meine Taube, du Makellose“ und “Siehe, schön bist du! Deine Augen sind wie Tauben.”Auf heutigen Hochzeiten stehen Tauben für Liebe und Treue.

Weltweit ist die Taube ein Symbol des Friedens. Bei den Eröffnungen von Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen steigen Tauben zu Tausenden in den Himmel. Die Friedenstaube wurde 1949 für den Pariser Weltfriedenskongress von Pablo Picasso entworfen und lithographiert. Er lieferte auch für die folgenden Weltfriedenskongresse weitere Interpretationen der Friedenstaube. Die Verbindung von Taube und Olivenzweig wurde zum Friedenssymbol. Das bekannte Friedenslogo, die weiße Taube auf blauem Grund als Symbol der Friedensbewegung, wurde von dem finnischen Grafiker Mika Launis (*1949) entworfen.

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