Bericht zur Fachtagung 2024: Wie erleben Buddhist:innen Zeiten von schwerer Krankheit, Sterben und Trauer?

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40 Personen besuchten am 14.10.2024 die Fachtagung, die vom Unionhilfswerk – Zentrale Anlaufstelle Hospiz und dem Berliner Forum der Religionen im Rahmen des gemeinsamen Projekts ReHoP (Religionssensible Hospiz- und Palliativarbeit) ausgerichtet wurde. Im buddhistischen Zentrum von Bodhicharya Deutschland hieß Gastgeberin Christiane Uekermann die Teilnehmenden herzlich willkommen.

In ihrem einleitenden Vortrag zur Versorgung von Pflegebedürftigen mit asiatischer Migrationsgeschichte in Berlin ging Kim Chi Vu von GePGeMi e.V. auf relevante Studien aus den Jahren 2018 bis 2021 ein, die Anliegen und Bedürfnisse der Zielgruppe sichtbar machen. Da die Anzahl asiatischer Migrant:innen stetig steigt, stellt sich die Frage, ob Deutschland auf diese Herausforderung eingestellt ist.

Dem nicht ausreichenden Informationsstand und der Unübersichtlichkeit der Angebotsstruktur sollte mit kompakten Informationen in der Muttersprache begegnet werden. Sprachbarrieren bei der Inanspruchnahme von pflegerischen Angeboten könnten durch muttersprachliche Versorgung überwunden werden. Schwellenangst und Misstrauen aufgrund negativer Erfahrungen mit Behörden und Einrichtungen könnte mehr Freundlichkeit entgegengesetzt werden.
Zentrale Wünsche sind nach Kim Chi Vu individuelle Betreuung und Begleitung und Stärkung der Nachbarschaftshilfe sowie Sensibilisierungsarbeit und das Einnehmen einer rassismuskritischen Perspektive in der Pflege.

Max Müller und Michael Bäumer stellten im Anschluss das Handout für kultursensibles Handeln im Hospiz- und Palliativbereich am Beispiel des Buddhismus vor, über welches danach in Workshops diskutiert wurde.

Mehrfach wurde dabei auf die besondere Bedeutung der Haltung im Erstgespräch hingewiesen, denn erst durch Respekt und Freundlichkeit sei die andere Person zur Öffnung bereit. Kommunikation ist also das Wichtigste, aber oftmals fehle ausreichend Zeit dafür. Umso bedeutsamer ist der achtsame Austausch mit Lehrern, Familie und Gemeinschaft. So könne erspürt werden, was sich der sterbende Mensch vor seinem Tod noch wünsche. Neben religiösen und spirituellen Angeboten ist die heilsame Bedeutung des Essens am Lebensende nicht zu unterschätzen.
Menschen helfen Menschen: Der selbstlose Dienst, den Freiwillige, Selbsthilfegruppen, Freude und Verwandte und auch die Gemeinde als caring community leisten, ist kaum genug zu würdigen.
Wenn wir in Beziehungen denken, können Würde, Spiritualität und Menschlichkeit besser wachsen. So der Tenor einer Workshopgruppe.
Grundsätzlich wird eine Übersicht mit Ansprechpartnern und Organisation für die verschiedensten Zielgruppen gewünscht. Diese sollte über eine Website zugänglich sein. Zudem wird eine breitgefächerte Bekanntmachung der Angebote über relevante Verbände und Einrichtung empfohlen.

Michael Dräger und Claudia Ose vom Hospizdienst Horizont leiteten in den praktischen Teil mit dem Spiel auf der Körpertambura und Achtsamkeitsübungen über. In der Darstellung buddhistischer Aspekte in der ambulanten Hospizarbeit wurde herausgestellt, dass der Hospizdienst Horizont nicht nur Buddhist:innen, sondern alle Menschen adressiert. Regelmäßige Schulungen mit einem Umfang von 120 Stunden bereiten die ehrenamtlichen Begleiter:innen auf ein Treffen auf Augenhöhe mit den Betroffenen vor. Palliative Care wird hier in das Total-Pain-Konzept eingebettet, das den Schmerz als komplexes Erleben eines Menschen erklärt.
„Die Menschen in ihren (spirituellen) Sorgen und Nöten abzuholen und wirklich für sie da zu sein, ist buddhistische Praxis“: Auf dieser Basis soll ein friedvoller und ruhiger Geisteszustand herbeigeführt werden.
Michaela Dräger erläuterte ausführlich den Verlust der Wirkkraft der Elemente aus buddhistischer Sicht und ging auf die Bedeutung der Phase nach dem Tod ein.

Zur abschließenden Podiumsdiskussion kamen Hanna Ebinger (Deutsche Buddhistische Union), Miriam Pokora (Leitung und Koordination Palliativberatung & Hospizdienst Sukhavati) und Xuefeng Tang (AG Seelsorge der Deutschen Buddhistischen Union) zusammen.
Die Vielfalt der buddhistischen Community lässt sich kaum überblicken. Allein in Berlin gibt es mehr als 60 buddhistische Zentren – ähnlich viele Mitglieder zählt auch die Deutsche Buddhistische Union. Die klassische Aufteilung in Theravada-, Mahayana- und tibetischen Buddhismus greift zu kurz, da noch viele weitere Verzweigungen in Untergruppierungen vorhanden sind. So lehrt der Buddhismus verschiedene Wege zur Befreiung und Erleuchtung, die wir beschreiten können. Gemeinsam ist ihnen jedoch u. a., dass die Natur des Geistes als unzerstörbar gilt.
Die Anerkennung der Vergänglichkeit als Normalfall sowie die Schulung von Mitgefühl und Weisheit können sicherlich zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen. Oder wie es Xuefeng Tang ausdrückte: „Wir praktizieren den Dharma, um uns selbst zu verbessern. Dadurch verbessert sich automatisch auch unsere Umgebung.“

Begleitendes Material zur Fachtagung:
Versorgung von Pflegebedürftigen mit asisatischer Migrationsgeschichte
Buddhistische Aspekte der Hospizarbeit